Headlines

Von Preisen und Preistreiberei

Von Preisen und Preistreiberei
(dpa/Symbolbild)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Es gibt natürlich hausgemachte Inflation in Luxemburg, die zu Recht angegangen werden muss. Dann gibt es die importierte Inflation, die man, zumindest kurzfristig, ertragen muss, weil es eine bestimmte Abhängigkeit von Waren und Produkten gibt – etwa den Energiepreisen.

Und dann gibt es bei den Preisen ein Phänomen hierzulande, das eigentlich scheinbar relativ wenig mit Inflation zu tun hat, sie aber wohl oft nolens volens angefacht hat.

Sascha Bremer sbremer@tageblatt.lu

Ein Grund für die in Luxemburg vorherrschenden überteuerten Preise gegenüber dem nahen Ausland ist relativ schnell ausgemacht: Oft läuft der Import von Waren nach Luxemburg nicht über die Ursprungsländer dieser Waren, sondern über ein Drittland. In unserem Fall oft Belgien. Und dort wird dann – aus welchen heute nicht mehr nachzuvollziehenden Gründen auch immer – mehr als einmal ein saftiger Preisaufschlag berechnet, falls die Ware ihren Weg von Belgien über die Grenze nach Luxemburg findet, heißt es seit Jahren im hiesigen Handel hinter vorgehaltener Hand. Dass dieser Preisaufschlag nicht für den Internethandel über die einschlägig bekannten Webseiten gilt, sei nur am Rande bemerkt. Dies hat wohl historische Gründe und ist sozusagen auch ein Überbleibsel der längst „verschwundenen“ belgo-luxemburgischen Währungsunion.

In den vergangenen Dekaden bis zur Einführung des Euro gab es für die großen Konzerne durchaus buchhalterische Gründe, ihren Warenimport nach Luxemburg über Belgien zu regeln – es bestand eben eine Währungsunion.

Zudem dachte man sich wohl, dass eben beide Märkte etwas miteinander zu tun hätten, und man schusterte dem Importeur aus Belgien dann noch einen Markt zu, statt diesen über Deutschland bzw. Frankreich zu beliefern. Dass dem nicht so ist, weiß mittlerweile jeder Konsument aus der Großregion, der schon einmal seine Nase über die eigene Landesgrenze hinaus gestreckt hat.

Es mag für den Großhandel in der Vergangenheit schwierig gewesen zu sein, auf so engem Raum dermaßen verschiedene Märkte adäquat zu beliefern. Es ist allerdings auch gut möglich, dass man sich lieber fette Margen versprach, statt für den Kunden (sprich den Luxemburger Handel) und den Endkunden (den Konsumenten) zu handeln. Spätestens seit dem vermehrten Rückgriff auf das Internet als Umschlagplatz wird hier die bislang vorherrschende Situation mehr und mehr in Frage gestellt.

Seit der Einführung des Euro ergibt dies allerdings nicht nur keinen Sinn mehr, sondern ist schlicht kontraproduktiv für die Idee des Währungsraums selber. Neben der gemeinsamen Währung muss der sogenannte Binnenmarkt auch dementsprechend funktionieren. Zudem handelt es sich um eine klare Wettbewerbsverzerrung, wenn Produkte diesseits der Grenze einen spürbar anderen, höheren Einkaufspreis haben als jenseits der Grenze. Das könnte in diesem Fall der Preisdifferenzen der Fall sein und wird seit Jahren von der Handelskonföderation beanstandet. Bislang jedoch ohne nennenswerte Ergebnisse. Mittlerweile hat die Hüterin des Binnenmarktes, die Europäische Kommission, zumindest signalisiert, man werde dieses Problem gründlich analysieren.

Brüssel schaut sich die Lage an

Was sich bislang als schlichte Untersuchung aus Brüssel über die hiesigen Verhältnisse ankündigt, könnte am Ende zu einer größeren Umwälzung bei der Preisbildung im Handel führen. Vorausgesetzt natürlich, dass man in Brüssel tatsächlich feststellt, dass die über Drittländer importierten Waren zu Unrecht überteuert sind.

Dieses von der Handelskonföderation beanstandete Problem ist auch ein Paradebeispiel für so manch andere Domäne, wenn es darum geht, sich anzuschauen, was passiert, wenn die Entscheidungswege nicht über Luxemburg laufen – oder man hier nicht zumindest konsultiert wird –, sondern einen großen Bogen um das Land herum machen.

Ohne Brüsseler Kommission – und das muss man auch mal in aller Klarheit sagen – hätte der luxemburgische Handel so gut wie keine Handhabe.