Während Berlin Brüssel ein Durchgriffsrecht in nationale Haushalte verschaffen will, verharrt Paris auf seiner nationalen Souveränität. Und tut sich wegen seines stark zentralisierten politischen Systems schwer daran, Machtanteile an die Europäische Union abzutreten.
Nichtsdestotrotz hat Frankreichs Präsident François Hollande seit seinem Amtsantritt dafür gesorgt, dass die deutsche Bundeskanzlerin keinen Schoßhund mehr an ihrer Seite hat – Stichwort: «Merkozy» –, sondern einen überzeugten Europäer. Umso pikanter sind deshalb Hollandes Forderungen, der sich für ein «Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten» einsetzt und für die Eurogruppe als «Avantgarde» der EU plädiert. Um die Provokation Richtung Berlin zu krönen, hat Hollande erneut Euro-Bonds und eine rasche Bankenhilfe gefordert: Erstere sind des Konservativen begehrtestes Hassobjekt. Bei der schnellen Einrichtung der europäischen Bankenaufsicht zeigt sich Berlin noch immer zögerlich. Somit ist etwas zu Beginn des heutigen EU-Gipfels klar: Hollandes Kampfansage an Berlin verschafft ihm wichtige Punkte auf dem nationalen Parkett. Dort kämpft er derzeit gegen lästige Regierungs-«couacs» …
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