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„Vieux Luxembourg“ vs. „Nouvelle Indonésie“

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ROBERT SCHNEIDER rschneider@tageblatt.lu

Nach 260 Jahren Porzellanproduktion wird Villeroy & Boch seine Manufaktur in Luxemburg schließen. 230 Beschäftigte werden ihren Job verlieren und die Welt des Porzellans einen Qualitätsstandort. Dank moderner Produktionstechniken spielt dies allerdings in den Augen der Besitzer eine untergeordnete Rolle; die Produktion wird nach Indonesien verlegt, wo keine lästigen Gewerkschaften die Arbeitsbedingungen und Löhne verbessern wollen und Mindestlöhne ein Fremdwort sind, also höhere Renditen eingefahren werden können.

Dass die Inhaber sich deswegen benehmen wie die sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen, die Gewinnmaximierung vor Tradition und Handwerkskunst stellen, soll der breiten Öffentlichkeit nicht verborgen bleiben, und so beschloss die Belegschaft, am kommenden Montag ein Zeichen zu setzen und Teile ihrer letzten Produktion, die sinnigerweise „Made in Luxembourg“ heißt, gratis unters hauptstädtische Braderievölkchen zu bringen – eine Aktion von tiefer Symbolik. Ob die Indonesier künftig für Nachschub an Tassen, Suppentellern und Servierplatten des „Vieux Luxembourg“ sorgen können, entzieht sich unserer Kenntnis. Klar ist jedenfalls, dass ein „Nouvelle Indonésie“-Service in der Luxemburger Großgasse kaum bis keine Verkaufschancen haben wird.