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Vegan ist kein Trend

Vegan ist kein Trend
(Alain Rischard/editpress)

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Fleisch kommt bei vielen Menschen nicht mehr auf den Teller. Bei Luxemburgs größtem Nachbarn Deutschland etwa leben Schätzungen zufolge rund 10 Prozent der Bevölkerung vegetarisch und 1,1 Prozent vegan. Für Luxemburg liegen keine Zahlen vor.

Während Vegetarier nur kein Fleisch essen, verzichten Veganer auf sämtliche Tierprodukte wie Fleisch, Eier und Milch, aber auch auf Leder und Wolle. Die Medien greifen das Thema gerne auf. So mancher Journalist wagt sogar den Selbstversuch und berichtet seinen Lesern von den Problemen beim wöchentlichen Einkauf und den verständnislosen Blicken der Kollegen beim gemeinsamen Mittagessen.

Vegane Kochbücher erobern zu Dutzenden die Bestsellerlisten. Vegan ist ein Trend, könnte man fast meinen – eine Modeerscheinung, die, so wie es bei solchen Dingen üblich ist, schnell wieder vorüberzieht, ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen. Natürlich gibt es diesen oder jenen Zeitgenossen, der sich vegan ernährt, weil er einem Star nacheifern will. Davon allerdings auf alle zu schließen, damit tut man Veganern unrecht.

Wer sein Leben so grundlegend umstellt, tut dies in der Regel nicht so unbedacht, wie man ein Kleidungsstück aus der neuesten Kollektion anzieht oder die Musik eines Künstlers hört, der gerade im Radio rauf und runter läuft, sondern aus einer tiefen Überzeugung und wohlreflektierten Überlegung heraus.

Oft sind es ethische Gründe, die Veganer motivieren. Sie finden es falsch, fühlenden Lebewesen Leid zuzufügen, und gestehen allen Tieren Rechte zu, sei es nun einem Hund, einer Katze, einem Schwein oder einem Rind. Zum Beispiel das Recht auf ein Leben in Freiheit und auf körperliche Unversehrtheit.

Für manche spielen Naturschutzaspekte eine wichtige Rolle. Die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln verbraucht weniger wertvolle Ressourcen als die Fleischproduktion. Um die gleiche Menge an pflanzlichen Kalorien herzustellen, benötigt ein Landwirt weniger Wasser und weniger Land als in der Tierlandwirtschaft. Immerhin wird der Großteil der zur Verfügung stehenden Ackerfläche heute nicht benutzt, um Nahrung für Menschen anzubauen, sondern für die Produktion von Futtermitteln.

Wieder andere stützen ihre Überzeugung auf medizinische Forschungen und weisen auf die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Fleischkonsums hin. Oft werden Herzerkrankungen genannt. Für nicht wenige ist der Veganismus auch ein Teil ihrer politischen Einstellung. Für sie ist der Speziesismus (die Diskriminierung anderer Lebewesen aufgrund ihrer Spezies) eine Form der Unterdrückung wie zum Beispiel auch Rassismus oder Sexismus. Sie suchen und finden Schnittstellen zum Feminismus und zu anderen Menschenrechtsaktivisten.

Veganismus ist also alles andere als ein Trend, der bald vorübergeht. Veganismus ist vielmehr eine politische Einstellung, eine philosophische Weltanschauung und Teil einer sozialen Bewegung und wird so schnell nicht verschwinden.

(ygreis@tageblatt.lu)