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Umverteilen will gelernt sein

Umverteilen will gelernt sein

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Man hört im europäischen Kontext immer wieder dasselbe Stammtischgerede, wenn es um die Austeritätspolitik geht: „Man soll nicht mehr ausgeben, als man hat.“

Dass die öffentlichen Haushalte nicht einfach blindlings laufen gelassen werden dürfen, steht außer Frage. Doch was ist das Resultat nach nun einigen Jahren einer fast manisch geführten Austeritätspolitik in Spanien, Portugal, Italien, Irland und Großbritannien, um nur diese zu nennen? Falls dies die Politik ist, die den Kontinent aus dem Schlamassel ziehen soll, dann gute Nacht.

Aber nach Meinung einiger Historiker neigt Europa ja bekanntlich von Zeit zu Zeit zum kollektiven Suizid. Das weiß man nicht erst seit 1913. Komischerweise haben diese suizidären Tendenzen Europas immer irgendwie etwas mit verfehlten gesellschaftlichen Politiken zu tun gehabt.

Man braucht den Teufel nicht an die Wand zu malen, um zu merken, dass der Kontinent Gefahr läuft, wirtschaftlich und sozial gegen dieselbige zu fahren.

Zum „Glück“ gibt es ja Ausnahmen. Zum Beispiel das „Boomland“ Deutschland mit seiner Vollbeschäftigung und seiner antizyklischen Politik. Nur dass dort auch 25 Prozent der Beschäftigten in ständiger Harz-IV-Prekarität und Armut leben. Während man dazu heute am Stammtisch sagt: „Es kann eben nicht jeder reich sein“, hätte man anno 1789 in Frankreich wohl gesagt: „Sollen sie doch Kuchen essen!“ Auch Umverteilen will eben gelernt sein.