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Ultra

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In Italien klingen sie melodiös, in Portugal wütend. In Deutschland müssen sie organisiert sein, auf der Insel dagegen spontan und demokratisch.

Dagegen erinnern die Gesänge der argentinischen Fußballfans an Gebrüll wie im England der 80er Jahre. Das verriet Michael Dennis dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Logo" class="infobox_img" />Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Dennis muss es wissen, denn er reist im Kleinbus um die Welt, um Fangesänge in Fußballstadien aufzunehmen und diese dann ins Netz (www.fanchants.com) zu stellen. Inzwischen hat er 20.000 Lieder zusammengetragen, wobei zu bedauern ist, dass Dennis den Weg nach Luxemburg bisher noch nicht gefunden hat. Bis vor Kurzem war das auch nicht nötig, denn auf den allermeisten Fußballplätzen im Großherzogtum hätte er nichts aufzunehmen gehabt. Inzwischen aber haben gleich mehrere Vereine einige stimmgewaltige Fanclubs.

Die Stimmungsmacher in den Stadien nennen sich Ultras, nicht zu verwechseln mit Hooligans, die den Fußball als Mittel zum Zweck missbrauchen und denen es in erster Linie um Gewaltexzesse geht. Ultras stehen der Kommerzialisierung des Fußballs kritisch gegenüber, unterstützen ihre Mannschaft jedoch bedingungslos.

In Ägypten spielten die Ultras von Al-Ahly, dem bekanntesten Fußballverein des Landes, eine ganz entscheidende Rolle in der Revolution 2011 und wurden unlängst bitter dafür bestraft, dass sie auf dem Tahrir-Platz wochenlang das Bollwerk der Demonstranten gegenüber der Polizei bildeten. Bei einem Spiel in Port Said Anfang Februar wurden über 70 von ihnen von vermeintlichen Fans der Heimmannschaft zu Tode gehetzt. Die Polizei schaute teilnahmslos zu, was auf einen Racheakt der Revolutionsgegner an den Ultras schließen lässt.

Weshalb die Fußballfans eine derart wichtige Rolle bei der ägyptischen Revolution spielen konnten, erklärt sich im Wesen der Bewegung. Die Ultras sind in der Regel straff organisiert, ihre Mitglieder jung. Der Zusammenhalt in der Gruppe ist groß.

Umstrittene Schlagzeilen

Allerdings sind Ultras nicht davor gefeit, dass sich immer wieder einige Idioten in den Fankurven danebenbenehmen. Da nutzt es meist wenig, dass sie sich von den gewaltbereiten Hooligans und rechten Parolen distanzieren. Mitgefangen, mitgehangen.

In Luxemburg sorgte das Meisterschaftsspiel am Sonntag zwischen Grevenmacher und Jeunesse Esch bereits im Vorfeld für Schlagzeilen. Umstrittene Schlagzeilen. Denn je mehr die Medien über die Brisanz der Partie und die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen den Fanlagern beider Klubs berichten, umso größer wird die Plattform für die Chaoten. Was schlussendlich dem Fußball schadet. Auf der anderen Seite sind die Medien aber dazu verpflichtet, eine Problematik in den Mittelpunkt zu rücken, die von Verbands- und Vereinsverantwortlichen in schöner Regelmäßigkeit heruntergespielt wird.

Da hilft es auch wenig, über die zunehmende Gewaltbereitschaft bei den Jugendlichen zu lamentieren. Sollen sie sich doch die Köpfe einschlagen, wenn es ihnen Spaß macht. Aber nicht vor den Augen Unbeteiligter. Und schon gar nicht im Stadion, wo es schließlich „lediglich“ um Fußball geht. Also um Sport, der Kindern und Jugendlichen Werte wie Fair Play und Respekt gegenüber dem anderen vermitteln soll.

Am Sonntag blieb es in Grevenmacher größtenteils ruhig. Vor allem dank der Sicherheitsmaßnahmen, die es so bei einem Luxemburger Meisterschaftsspiel noch nie zuvor gegeben hat. Dass diese nötig waren, ist traurig genug in Anbetracht des Stellenwerts und des Niveaus des einheimischen Fußballs.

Michael Dennis jedenfalls hätte seine Freude am Spiel gehabt. Er hätte viel aufnehmen können. Denn wie am Samstag im vom Tageblatt organisierten Fangipfel versprochen, war die Stimmung im Spitzenspiel für Luxemburger einzigartig. Trotzdem hätte, vor allem nach Spielende, nicht viel gefehlt, und sie wäre umgeschlagen.