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The worst case

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Jede Minute werden – laut neuester Statistik – weltweit 153 Kinder geboren, das sind 2,6 pro Sekunde.

In Luxemburg wurden in den letzten zehn Jahren jährlich zwischen 5.600 und 5.900 Kinder geboren. Das sind 15,3 bzw. 16,1 pro Tag. Anders ausgedrückt: Jede zweite Stunde kommt hierzulande ein Kind zur Welt.

rinfalt@tageblatt.lu

Diese Zahlen sind keine wohlgehüteten, geheimen Zahlen, sondern von jedem zu jedem Moment einsehbar. Es werden Beamte dafür bezahlt, Statistiken über die Bevölkerungsbewegung zu führen, es werden Seiten, ja ganze Ordner vollgeschrieben, es werden Konferenzen zum Bevölkerungszuwachs abgehalten und man hört immer wieder Sonntagsreden zum gleichen Thema.

Durchwegs wird nichts gesagt, was nicht schon längst bekannt ist. Wir Luxemburger diskutieren doch seit Jahrzehnten bereits darüber, wie rasant sich unsere Bevölkerungszahl entwickelt und entwickeln wird. Der Geburtenüberschuss lag 2011 bei 1.900 und der Bevölkerungszuwachs bei 2,2 Prozent.

Wohlwissend um diese Zahlen, tun unsere Politiker egal welcher Couleur aber nun so, als käme dies alles sehr überraschend. Das beste Beispiel hierfür geben unsere Schulen ab. Landauf, landab wurden – um nur dieses Beispiel zu nennen – vor nicht allzu langer Zeit neue Grundschulgebäude errichtet, von denen sich aber bereits wenige Jahre später viele als zu klein erweisen.

Warum wird so kurzsichtig geplant? Hat man im Ministerium für öffentliche Bauten keine Ordner mit den oben erwähnten Statistiken?

Verkennt man hier immer noch die Tatsache, dass unsere Bevölkerung weit schneller wächst als die unserer Nachbarländer?

So „löst“ man hier Probleme

Ein weiteres Beispiel dieser Kurzsichtigkeit ist seit wenigen Wochen bekannt: das LTPES in Mersch. Hier sollen nun Schüler, die im September ein Nachexamen haben, für das anstehende Schuljahr keinen Platz mehr haben, da diese Schule und das, was dort unterrichtet wird, Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden sind. Sie müssten entweder ein Jahr pausieren, sich im Ausland nach einem geeigneten Schulplatz umschauen oder sich „anders orientieren“. Na, das haben wir aber wieder fein hingekriegt, ihr Politiker und Beamte!

Nun, da sich der Karren festgefahren hat, schiebt in dieser Sache einer dem anderen den schwarzen Peter zu und „déi gréng“ meinen sogar, die Platznot im LTPES sei an der schlechten Orientierung durch das Unterrichtsministerium festzumachen. Was man vor den Wahlen nicht alles für polemisches Geplänkel gebrauchen kann … Seit wann, bitte, geschieht die schulische Orientierung aufgrund des zur Verfügung stehenden Platzes in Schulgebäuden? „Lernt doch bitte keinen Sozialberuf, lernt doch lieber Mechaniker, denn in dem Schulbereich haben wir noch Platz“, oder so ähnlich.

Jugend, Jugend, Jugend. Wie oft werden wir dieses Wort wohl wieder in den auf Glanzpapier gedruckten Wahlprogrammen lesen, die wir im kommenden Monat in unseren Briefkästen finden werden? Wie wichtig die Jugend doch ist, was alles für die Jugend gemacht werden muss, für den Schulabgang mit Diplom, für die Weiterbildung, gegen die Jugendarbeitslosigkeit usw., usf.

Dann spricht schon niemand mehr über das LTPES-Problem. Das ist so rasant schnell Schnee von gestern wie z.B. das Problem, das die Luxemburger seit Jahren bei den Einschreibungen im Hochschulwesen im benachbarten Belgien kennen.

Damals gaben zwei CSV-Leute, Hochschulminister Biltgen und Staatssekretärin Modert, an, sie hätten Unterredungen mit ihren belgischen Amtskollegen gehabt, da würde sich was ändern. Pustekuchen! Das Problem besteht noch immer. Nur: Die verantwortlichen CSV-Politiker vermeiden auch heute noch tunlichst, darüber zu reden. Aus den Augen, aus den Ohren, aus dem Sinn. So werden hierzulande Probleme „gelöst“!