Schon der Titel des Kommuniqués: «Die Kulturkonventionen der neuen Generation». Das klingt nach Aufbruch, nach Zukunft und damit gleichzeitig nach klarer Abgrenzung zur Kulturpolitik voriger «Generationen». Wörter sind nicht unschuldig, «neue Generation» ganz klar ein Slogan, der in die gesamten Bemühungen um das sogenannte «Nation Branding» passt. Luxemburg will sich neu positionieren, und die Kulturpolitik macht mit.
" class="infobox_img" />Janina Strötgen jstroetgen@tageblatt.lu
Nicht nur, aber auch zu diesem Zweck sind die alten, im Sommer gekündigten Konventionen nun durch neue, überarbeitete ersetzt worden. Nach tiefgründiger Analyse von einer «neuen Generation» der im Ministerium Arbeitenden, die – auch dieses Wort fiel am Rande der Pressekonferenz – eine «Eigentherapie» haben durchlaufen müssen, um die ganze, so plötzlich auf sie zugekommene Arbeit auch stemmen zu können. Und deshalb – das Image verpflichtet – trat diese „neue Generation“ am Montag wohl auch zu neunt (!) vor die Presse.
Doch zurück zu den Konventionen. Natürlich: Hat man Geld zu verteilen, dann ist es löblich, in der Rolle des Staates sogar verpflichtend, dies nach klar definierten, transparenten Kriterien zu tun. Dazu hat sich die neue Ministerin nun bekannt. Und dieses Bekenntnis trägt sie stolz vor sich her.
Kann sie auch, schließlich kommt sie nun der schon lange von den Subventionierten selbst geforderten Überarbeitung der Förderpolitik in einem ersten Schritt nach. Außerdem kann die Ministerin die festgelegten Kriterien auch aufzählen und belegen. Jugendarbeit ist zum Beispiel solch ein Kriterium. Und weil das Kulturhaus Niederanven, die KuFa oder auch die UGDA so viel für die Jugend tun, bekommen diese Einrichtungen in Zukunft mehr Geld.
Aber: Künstler sind weder Sozialarbeiter noch Pädagogen. Es besteht kein Zweifel: Kriterien wie das Engagement für die Jugend sind zur Vergabe von Fördermitteln wichtig. Doch leider besteht die Gefahr – das schwingt zwischen den Zeilen immer wieder eindeutig durch –, dass die Kulturpolitik in ihrem im Namen von Transparenz und Gerechtigkeit geführten Kontroll- und Regulierungswahn vergisst, dass Kunst und Kultur Freiräume brauchen.
Ihr diese voller Vertrauen zuzugestehen, ist die wichtigste Aufgabe einer weitsichtigen Kulturpolitik. Dafür reicht es nicht, immer wieder zu beteuern, dass das Ministerium niemals in die Programme der Institutionen eingreifen würde. Das ist sowieso selbstverständlich.
Will man die Kreativität in einem Land fördern, dann darf die neoliberale Kosten-Nutzen-Rechnung in der Kultur, übrigens ebenso wie in der Forschung, niemals die Oberhand gewinnen. Mit zu erfüllenden Ansprüchen im Hinterkopf ist kein Künstler, kein Forscher kreativ. Kunst, ebenso wie Forschung, braucht Zeit, ihre unmittelbare Verwertbarkeit ist nichts weiter als ein netter Nebeneffekt einer ewigen Suche. Einer Suche nach Sinn. Das klingt hochtrabend, ist aber so. Denn nur so kann sich ein Image aus dem Sein und nicht aus dem Schein bilden.
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