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Schneller, stärker. Besser?

Schneller, stärker. Besser?
(Ifinzi)

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Erkennen, "was die Welt im Innersten zusammenhält", das wollte schon Goethes Forscherfigur Faust im 18. Jahrhundert. Man könnte jetzt sagen, Goethe sei schon längst über den Jordan und Fausts Aussage schrecklich obsolet.

Aber die beste Illustration für die Zeitlosigkeit der Literatur findet man im „Europäischen Zentrum für Kernforschung“ (CERN): Nach mehr als zweijähriger Wartungspause wird der Mega-Teilchenbeschleuniger «Large Hadron Collider» jetzt langsam wieder hochgefahren.

Michèle Vallenthini mvallenthini@tageblatt.lu

Und zwar sollen die Teilchen noch schneller fliegen. Das Ziel deckt sich mit dem Vorhaben Fausts: Die Wissenschaftler wollen den letzten Geheimnissen des Universums auf die Spur kommen, ja ein neues Weltbild prägen. Also, in letzter Konsequenz, auch irgendwie Gott spielen.

Und dann ist ein Unterfangen wie das des CERN auch noch teuer – wozu das alles gut sein soll, bleibt schwer ersichtlich, und ob es jemals ein systematisches Ende haben wird, weiß man auch nicht. Ist die CERN-Beschleunigungslust nicht der sprichwörtliche Ritt auf der Kanonenkugel? Dass Wissens- und Weltbeherrschungsdrang oft miteinander einhergehen und dass das auch mal ins Auge gehen kann, lässt sich genauso gut mit dem alten Goethe beweisen: Faust vermacht dem Teufel seine Seele und hat am Ende trotzdem nichts davon.