Was vor einem halben Jahr noch als „vorübergehend“ verkauft wurde, wird jetzt mit der Bezeichnung „auf unbestimmte Zeit“ unters Volk gebracht. Dieser portionsweise Umgang mit der Wahrheit mag wohl zu einem Teil Feigheit sein; immerhin haben die Stahlbosse in Florange keine allzu guten Erfahrungen mit wütenden Belegschaften gemacht.
Andere, rein wirtschaftliche Aspekte (wie könnte es anders sein) spielen daneben bei der scheibchenweisen Verlautbarung der Wahrheit, die da lautet „die Region Esch-Schifflingen wird eine weitere große Industriebrache verwalten müssen“, allerdings auch eine Rolle. Würde ArcelorMittal die Schließung des Standortes ankündigen, müsste sich der Konzern mit den Sanierungskosten des Geländes beschäftigen, was sich in den Quartalsbilanzen nicht unbedingt elegant machen würde. Die Motivation bei den verbleibenden Arbeitern würde gegen null tendieren, worunter die vom indischen Boss hoch geschätzte Produktivität leiden würde, und auch der soziale Frieden (besonders in den anderen Werken) wäre in akuter Gefahr.
Da kann ein Funken überlebender Hoffnung finanztechnisch schon äußerst nützlich sein.
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