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Salve vs. Greif

Salve vs. Greif
(Alain Rischard/editpress)

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Frankreich ist neben Schweden die einzige westeuropäische Nation, die noch eigenständig Jagdflugzeuge baut. Für die Briten war der Senkrechtstarter Harrier das letzte derartige Gerät, und die bundesrepublikanische Industrie hat ohnehin nie was anderes getan als Lizenzfertigungen (Starfighter) und internationale Koproduktionen (Eurofighter).

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Die letzten Messerschmitts und Focke-Wulfs wurden übrigens nach der Nazi-Kapitulation in der Tschechoslowakei und in Frankreich für den örtlichen Bedarf (und im Fall der Me109 sogar für … Israel) gefertigt.

Frankreich kann also noch in der ersten Liga der Flugtechnologie mitspielen, es fragt sich allerdings, wie lange noch. Immerhin scheint Dassaults Rafale nun auf den Weltmärkten Erfolg zu haben: Nachdem ein Auftrag aus Ägypten das Eis gebrochen hatte, folgten rasch Bestellungen aus Indien und Katar. In der Tat ist es so, dass kaum ein Kunde einem Hersteller als Alleinabnehmer ausgeliefert sein möchte. Der Markt der Jagdflugzeuge hat aber auch interessante Unterschiede offenbart zwischen jenen Nationen, die unter dem «Brics»-Label zusammengefasst werden: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

Während Russland seit Jahrzehnten über eine leistungsfähige Industrie verfügt und die Chinesen zumindest gute Lizenz- und Nachbauten hinkriegen (die Qualität der Eigengewächse ist noch ziemlich umstritten), versuchen die Inder seit Jahrzehnten vergebens, eine Luftfahrtindustrie auf Topniveau heranzuzüchten.

Das nunmehr offenbar definitiv gescheiterte Projekt einer Rafale-Lizenzproduktion vor Ort hat hinlänglich deutlich gemacht, dass selbst wenn eine Nation die Bombe hat, es keineswegs ausgemacht ist, dass sie jene Technologien, die zur Herstellung eines Jägers der vierten Generation unerlässlich sind, zu beherrschen in der Lage ist. Bereits das Projekt des einheimischen «Tejas»-Leichtbaujägers, der – auch nach der Versenkung unzähliger Rupien-Milliarden – wohl niemals die Spezifikationen erfüllen wird, welche die Regierung der heimischen Industrie zum Auflage gemacht hatte, macht denkbar deutlich, dass in den obersten Sphären des Hightech-Sektors die Luft ziemlich dünn ist.

Das Verfehlen von Fertigungstoleranzen um wenige Hundertstel Millimeter kann hier z.B. eine halbwegs «stealthy» Maschine von ihrer Radarsignatur her in ein (aufrecht) fliegendes Scheunentor verwandeln.

Die andere Brics-Nation Brasilien hat da offensichtlich realistischer und intelligenter gehandelt: Sie hat auf die Rafale und deren Lizenzbau verzichtet und stattdessen beschlossen, die etwas weniger anspruchsvolle, aber immer noch hervorragende schwedische Gripen NG zu beschaffen und in Lizenz zu bauen.

Die brasilianische Luftfahrtindustrie hat einen hervorragenden Ruf (auch die Luxair ist Kunde) und der im Rahmen des Gripen-Kontrakts vereinbarte Technologietransfer von Saab wird dazu beitragen, diesen weiter zu festigen.

Und die Chinesen bei alldem? Nun, zurzeit bereiten sie der westlichen Konkurrenz noch kaum schlaflose Nächte. Doch könnte es hier gehen wie einst mit den japanischen Autos: Die nahm zunächst auch fast niemand ernst. Und dann plötzlich rollten sie die Westmärkte auf.

Vor dem Fall kommt halt meist der Hochmut …