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Rückentwicklung

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Nicht immer sind die Entscheidungen des Nobelpreis-Komitees, unabhängig von der auszuzeichnenden Kategorie, direkt nachvollziehbar. Weder von den in diesem Bereich als Experten geltenden Personen noch von der breiten Öffentlichkeit.

Unstimmigkeiten gibt es aber zumeist in den „nicht harten“, „nicht richtigen“ Wissenschaften. Einfacher ist es zweifelsohne in den Bereichen Medizin, Chemie oder Physik, zu einer zumindest unter Fachleuten gültigen Einstimmigkeit zu gelangen. Und dies wird beim Nobelpreis für Medizin in diesem Jahr auch sicherlich der Fall sein.

Denn die Arbeiten der am Montag prämierten Wissenschaftler, des Briten John Gurdon und des Japaners Shinya Yamanaka, haben nämlich aus biologischer wie auch aus (zukünftig) medizinischer Sicht Großes vollbracht. Sie haben einerseits vom rein entwicklungsbiologischen Aspekt her mit einem Dogma aufgeräumt: nämlich dem, dass sich menschliche Zellen, wenn sie einmal spezialisiert sind – also einem gewissen Gewebe, einer gewissen Funktion zugeordnet sind –, nicht mehr zurückentwickeln könnten. Andererseits haben sie mithilfe von „zurückentwickelten“ Stammzellen neue therapeutische Möglichkeiten für zahlreiche, zumeist sehr schwere Erkrankungen aufgetan. Ohne dass man dabei auf die moralisch-ethisch umstrittenen embryonalen Stammzellen zurückgreifen muss.

Aber Vorsicht: Die Technik der „induzierten pluripotenten Stammzellen“ ist noch alles andere als ausgereift, die Forschung mit embryonalen Stammzellen sollte – wissenschaftlich, aber auch legislativ – nicht vernachlässigt werden. Zu groß sind die für die Patienten lebenswichtigen Perspektiven. Auch in diesem Bereich.