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Nach der Panne

Nach der Panne
(Hmontaigu)

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Politik und Medien in Luxemburg

Seit der Affäre RTL-Lunghi wird in Luxemburg über den öffentlichen Auftrag der Medien diskutiert. Niemand ließ es sich nehmen, seinen Senf zu dieser Debatte dazuzugeben: Politiker, Journalisten und die breite Zivilgesellschaft – alle meldeten sich zu Wort.

dsabharwal@tageblatt.lu

Nun kann man die Medien und ihre Qualität an einer Vielzahl von Kriterien messen und darüber diskutieren, welche wichtiger sind. Über die Funktion von Journalismus lässt sich jedoch nur schwer streiten. Journalistische Medien dienen, ob privat oder öffentlich, wenn sie ein Informationsangebot im Programm haben, der Öffentlichkeit. Auch in Luxemburg.

Bis zu diesem Punkt müssten sich die Politiker in der „Chamber“ und in der Regierung einig sein. Ansonsten wäre es nur schwer zu begreifen, weshalb RTL Télé per Konzessionsvertrag finanziell unterstützt werden soll.

Wieso wird politisches Werbefernsehen vorgezogen?

Allerdings zeigt die „Chamber TV“-Panne, dass Luxemburgs Politiker wohl nur der Form wegen über den „Service public“ diskutieren. Denn wie kann es sein, dass vor versammelter nationaler Presse die Panne bei einem für die breite Öffentlichkeit quasi inexistenten Chamber-PR-Medium dazu führt, dass ein Premierminister seine Rede zur Lage des Landes vertagt? Print-, Radio-, TV- und Online-Journalisten sind vor Ort. Sie erreichen zusammen das gesamte Land und sogar unterschiedliche Zielgruppen.

Wieso wird also das Funktionieren des politischen Werbefernsehens der normalen Presse vorgezogen? Wer nun argumentiert, dass es eine ungefilterte Live-Ausstrahlung dieser Rede braucht, sollte sich eins vor Augen führen: Die Kollegen von RTL Télé und Radio 100,7 haben in Luxemburg einen vom Staat anerkannten öffentlichen Auftrag und können Video- und Tonmaterial senden, genauso wie nicht vom Staat finanzierte private Medien. Deshalb hätte mit ein wenig technischer Flexibilität von den Öffentlich-Rechtlichen aufgezeichnetes Material später ausgestrahlt beziehungsweise integral nachgereicht werden können.

Aus Sicht der „Chamber“ ist demnach Polit-Promofernsehen wichtiger als das reichweitenstarke öffentliche Fernsehen – oder aber die Live-Logik. Und es scheint wohl das Direktausstrahlungsargument zu sein, das am Ende den Unterschied gemacht hat. Dann sei jedoch die Frage erlaubt: Wieso das Ereignis auf 8.30 Uhr morgens am Tag danach verlegen?

Kein klares Konzept im Sektor

Dass es zudem unklar ist, wer eigentlich welche Rolle zu erfüllen hat, verdeutlicht vor allem eins: Die Regierung hat es nach der Lunghi-Affäre verpasst, ein klares Konzept für den öffentlich-rechtlichen audiovisuellen Sektor auszuarbeiten. Man hoffte, dass schnell genug Gras über die peinliche Kiste wächst und man einfach so weitermachen kann wie bisher. Allerdings funktioniert dies angesichts des rasanten Medienwandels nicht mehr.

Solange jedoch unklar ist, welche Rolle – live oder nicht live – Medien wie „Chamber TV“ und die öffentlich-rechtlichen Sender im Kontext eines nationalen Großereignisses wie dem „état de la nation“ erfüllen sollen, wird es noch öfter zu Diskussionen nach solchen Pannen kommen.