Was auch immer den Täter von Nice am Donnerstagabend motiviert haben soll: Er hat Hunderttausenden Erholungssuchenden den Urlaub gehörig vermiest. Das könnte eine erste Reaktion auf die Bluttat sein, würde man sie lediglich aus der engen Perspektive des europäischen Wohlstandsbürgers betrachten. Sie, die das Privileg, mindestens einmal im Jahr weit von zu Hause weg den Stress des Arbeitsalltags abschütteln zu dürfen, oftmals als Naturrecht betrachten.
" class="infobox_img" />Lucien Montebrusco
lmontebrusco@tageblatt.lu
Die Mörderfahrt durch die Strandpromenade zertrümmerte das Bild der heilen Welt, das wir uns allzu schnell vor Augen halten, wenn wir von blutigen Anschlägen in exotischeren Gefilden wie Irak, Libyen, Syrien oder Somalia hören. Ein Bild, das die Terrorangriffe von vergangenem November in Paris angekratzt haben, aber nicht vollends zerstören konnten.
Der 14. Juli 2016 in Nice bestätigt, dass es die heile Welt, die wir in der Regel während der Ferienzeit sehnsüchtig herbeiwünschen und erleben, so nicht mehr geben wird. Überzeugungstäter, Geistesgestörte oder anders gelagerte Übeltäter können uns überall erwischen. Mit diesem Risiko werden wir leben müssen. Es sei denn, man wollte seine Ferien als Eremit in der Einsamkeit der Berge oder der Wüste verbringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die letzten unberührten Gegenden massentouristisch überrannt werden, dürfte jedoch klein sein. Wer möchte schon auf die Annehmlichkeiten moderner Erholungsgebiete verzichten? Also werden wir das Risiko, von einem durchgeknallten Lkw-Fahrer überrannt zu werden, auch weiterhin in Kauf nehmen.
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