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Merkwürdiger Anachronismus

Merkwürdiger Anachronismus

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Vor 30 Jahren lieferten sich zwei westliche Nationen einen Krieg, der 891 Menschen das Leben kosten sollte, um eine gottverlassene Inselgruppe im Südatlantik: Die Falklands bzw. Malvinas, je nachdem, ob man der britischen oder der argentinischen Sicht der Dinge anhängt.

Dieser Krieg erscheint aus heutiger Perspektive wie ein merkwürdiger Anachronismus: Nicht etwa, dass zwischen London und Buenos Aires eitel Sonnenschein herrschte, doch kann man sich nur schwer vorstellen, dass die Armeen beider Länder heute noch gegeneinander in die Schlacht ziehen würden.

Logo" class="infobox_img" />Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Vom Zaun gebrochen hatte den Konflikt eine argentinische Militärjunta, der innenpolitisch das Wasser bis zum Halse stand: Die Generäle hatten eindrucksvoll bewiesen, dass sie neben vielen anderen Dingen auch von Volkswirtschaft keinerlei Ahnung hatten. Die Eroberung der Inseln, so das geplante Szenario, sollte dieser sinistren Mörderbande – die u.a. routinemäßig barbarisch gefolterte Oppositionelle aus Helikoptern ins Meer schmeißen ließ – wieder die Unterstützung des darbenden Volkes einbringen.

Allein, der Plan ging gewaltig in die Hosen: Aus den Malvinas wurden rasch wieder die Falklands und die Generäle hatten zu allem Überfluss bewiesen, dass sie auch noch zu dumm zum Kriegführen waren. Was für einen General dann doch irgendwie nicht so gut ist.

Am Ende der Geschichte wurde Argentinien endlich zur Demokratie. Was gut für die Argentinier war.

Erst die „Dagos“, dann die Bergleute

Der britische Sieg hingegen hatte für viele Untertanen ihrer Majestät weniger glückliche Konsequenzen, da er 1983 die Wiederwahl der britischen Premierministerin Margaret Thatcher – nach deren eigenem Eingeständnis – überhaupt erst möglich machte.

Und bekränzt mit ihrem Nimbus als siegreiche Feldherrin machte sich die nunmehr eiserne Lady daran, die britischen Kohlenmineure in die Knie zu zwingen. Und sie tat alles, was in ihrer Macht stand, um Großbritannien wieder zu einem Land zu machen, in dem der Herr Herr und Max Max ist. Viele Briten realisierten damals nicht, dass sie besser daran getan hätten, sich gegen den von den Tories in Szene gesetzten Sozialabbau zu wehren, als, berstend vor dämlichem „Jingoism“, ihren Triumph über die „Dagos“ (wie nicht nur das Krawallblatt The Sun die Argentinier damals zu bezeichnen pflegte) zu zelebrieren.

Die beiden Kontrahenten befinden sich wie gesagt heute nicht mehr an der Schwelle zu einem Schießkrieg, doch der Konflikt vergiftet weiterhin die bilateralen Beziehungen. Sollte nun auch noch tatsächlich Öl in den falkländischen Gewässern entdeckt werden, wäre das natürlich der Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten alles andere als förderlich.

Argentiniens Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner leistet ihrem Land sicherlich keinen guten Dienst mit ihren nationalistischen Tiraden, die sie 30 Jahre nach dem Konflikt aus der politischen Mottenkiste hervorkramt. Dass die Argentinier nun etwa Kreuzfahrtschiffen, die zuvor auf den Falklands angelegt haben, das Einlaufen in den Hafen von Ushuaia verbieten, schmälert vielleicht die Urlaubsfreuden einiger Touristen, trägt aber ansonsten in keiner Weise dazu bei, dass die Inseln wieder unter Buenos Aires’ Oberhoheit kommen.