Eine allgemeine Steuersenkung hört sich gut an. Nur alle sind eben nicht alle Steuerzahler. Die kleinen Leute – Rentner, Mindestlohnempfänger, Gelegenheitsarbeiter – zahlen in der Regel keine Steuern. Immer wenn Geld mit der Gießkanne verteilt wird, ist Ungerechtigkeit im Spiel. Was hat der arme Schlucker davon, wenn der reiche Steuerzahler 2% weniger Einkommenssteuer an den Staat abführen muss? Der Reiche wird nicht wirklich reicher dadurch; der arme Schlucker aber bleibt wirklich das, was er immer war und bleiben wird.
Robert Goebbels hat kürzlich dem Mann, der diesen Steuertrick ins Spiel gebracht hat, dem CSV-Spitzenkandidaten, Fachkenntnisse im Finanzfragen bescheinigt. Ich glaube, er hat sich geirrt. Ein ernstzunehmender Finanzpolitiker würde wohl kaum eine allgemeine Steuersenkung vorschlagen zu einem Zeitpunkt, wo die Statec-Behörde die Staatsfinanzen der nächsten Jahre in einer Stress-Situation sieht; es sei denn, der genannte Spitzenkandidat hält nichts von den Statec-Prognosen.
Am 27. Juni war Siebenschläfer, der Tag, der, nach einer alten Bauernregel, das Wetter für die nächsten sieben Wochen bestimmt. Ich weiß nicht, ob Siebenschläfer in diesem Jahr zutreffen wird. Aber ich glaube fest daran, dass in den nächsten sieben Wochen der Populismus hierzulande gewaltig an Fahrt aufnehmen wird.
Vor langer Zeit, als die CSV noch von einem Staatsmann geführt wurde, zog Pierre Werner mit dem Slogan: „Fir dat de Frang e Frang bleift“ in den Wahlkampf. Die Inflation war damals hoch wie heute. Der Franken von damals wäre heute 2,5 Cent wert, eine Summe, nach der kein Kind sich noch bücken würde. Von Pierre Werner bis heute, der Wertverlust ist überall sichtbar, nicht nur in der Kaufkraft.
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