Erinnerungen an die Kampagnen des verstorbenen Bert Rota
Es vergeht keine Woche, in der das Thema Steuerreform nicht in der geschriebenen und gesprochenen Presse zur Sprache kommt. Es geht dabei aktuell um eine Anpassung der Steuertabelle.
Doch vermisse ich ein Thema, welches über 20 Jahre Dauerdiskussion war, nämlich dass die Witwen, resp. die Witwer, nach dem dritten Todesjahr des Ehepartners zurückgestuft werden, als wären sie Junggesell(inn)en. Ich erinnere mich daran, dass der verstorbene Bert Rota aus Beles fast wöchentlich mit Anfragen, Ratschlägen und Informationen über dieses Thema in den Leserbriefen zu finden war. Aller Respekt für diesen Mann, welcher es nie aufgeben wollte, diese Ungerechtigkeit ändern zu wollen. Die zusätzliche Steuerlast ist enorm hoch, und viele „Normalrentenbezieher(innen)“ kommen, nach dem Drei-Jahres-Wechsel, am Ende jedes Monats nicht mehr über die Runden.
Neulich schrieb mir ein Bekannter Folgendes: „Meine Mutter ist vor vier Jahren verstorben. Mein Vater war nie in seinem Leben gewohnt, einen Haushalt zu führen, er konnte nicht kochen, wusste nicht richtig zu putzen, von Kleidungswäsche hatte er keine Ahnung, die Zimmerpflanzen gingen ein, usw., usw., usw. Erst wollte er in ein Heim mit gehobenem Niveau, doch die Monatszahlung passte nicht in sein Budget. Also ging er in ein ganz normales Altersheim. Nach Abgabe der Monatszahlung blieb meinem Vater noch genügend übrig, um Obst zu kaufen, seine Hygiene zu pflegen, mit seinem Kleinwagen zu fahren.
Nun kam dann aber am Jahresanfang 2022 eine unerwartete Überraschung, von welcher mein Vater keine Ahnung hatte, und niemand hatte ihn darauf hingewiesen. Auch ich wusste bis dahin nicht von diesem Thema. Vom Monat Dezember auf den Monat Januar wurde seine Rente so hoch besteuert, dass die Nettorente nicht mal mehr für das Altersheim reichte. Obst, Hygiene und Auto konnte er sofort vergessen. Ich habe noch zwei Geschwister und wir wollten unseren Vater aber nicht in ein Altersheim der unteren Kategorie wechseln, und haben uns kurzerhand entschlossen, unseren Vater geldlich zu unterstützen, um die Mehrsteuern auszugleichen. So konnte er bei den neu erworbenen Mitbewohnern des Altersheims verbleiben. Ein Wechsel hätte unseren Vater sicherlich in starke Depressionen geworfen.“
Wann endlich kommt denn nun die schon Jahrzehnte besprochene und versprochene Änderung mit den Steuern der Witwen und Witwer? Ich wundere mich, dass auch die Gewerkschaften dieses Thema nicht mehr auf ihrem Forderungsplan stehen haben. Armes Luxemburg, einerseits superreichen Einwohnern nicht mehr Steuern abzuverlangen, aber andererseits vielen Witwenrentnern ein normales Leben nicht mehr zu ermöglichen (wobei ich hinzufüge „Mein Vater hat über 40 Jahre in die Pension einbezahlt“).
Sehr geehrte Witwen und Witwer, euch bleibt nicht anderes zu tun als: setzt euch zusammen, geht auf die Straße und besetzt den Eingang des Finanzministeriums. Wie sagte der in den Jahren 1950-1970 bekannte österreichische Filmschauspieler Theo Lingen näselnd: „Traurig — traurig — traurig“.
Warum besteht die Junggesellen Steuer; wenn ein Ehepartner stirb, wenn man alleine leben möchte…