„Wenn Gott dir ein Geschenk gibt, gibt er dir auch eine Peitsche. Und diese Peitsche ist für die Selbstdarstellung“ (Truman Capote, US-amerikanischer Schriftsteller 1924-1984). Das schon mal als einleitende Bemerkung an „christliche“ Politiker … Doch zur Sache: Die Redewendung „Zuckerbrot und Peitsche“ besagt, dass man andere Personen beeinflusst, indem man auf ihr Verhalten mit Belohnungen und Bestrafungen einwirkt. Das Zuckerbrot steht hierbei für eine Belohnung, die einen Anreiz für ein erwünschtes Verhalten darstellt. Auch kann damit nachträglich ein erwünschtes Verhalten belohnt werden. Die Peitsche als bestbekanntes Instrument der Bestrafung in einem gewissen Reizthema anwenden zu wollen, damit „droht“ ausgerechnet ein Abgeordneter der christlichen Volkspartei im Topic „Wohnungsbau“, einem, menschlich betrachtet, elementaren Grundrecht, nämlich dem, ein Dach über dem Kopf, sprich eine menschenwürdige Wohnung zu haben – nicht jedoch unbedingt zu besitzen.
Eine persönliche Wahl
Besitz ist bekanntlich eine persönliche Wahl, je nach Ansicht und Lebensplanung, versteht sich. Denn nicht jeder, unabhängig von seiner oder ihrer finanziellen Situation, will unbedingt Besitzer einer Wohnung oder eines Hauses sein, auch das muss klar gesagt werden. Die CSV, eine ehemals „staatstragende“ Partei, deren Regierungszeit wohl zu Ende ist, die sich allerdings immer noch in absolut nicht verdauter Oppositionssituation wiederfindet, hätte, ob ihrer politischen Vorherrschaft, sicherlich jahrelang die Gelegenheit gehabt, gegenüber der heutigen katastrophalen Situation in ebendiesem Bereich des Wohnungsbaus vorbeugend und verantwortungsvoll zu agieren. Doch hat die „Volkspartei“ diese (wissentlich?) verpasst, gar (dixit JCJ himself) „versagt“. Und das ist in der Tat so, wie wir heute wissen. Denn nicht einmal eine Wohnung mieten ist heuer jedermann möglich … ein Trauerspiel!
Die Klerikalen haben einmal mehr jedenfalls alle Ursache, „de Bak ze halen“, und die von ihrem Vertreter auf RTL angedrohte Anwendung der Peitsche wird auch später nur diejenigen am wenigsten treffen, gegen die Herr Lies dieselbe denn zu schwingen beabsichtigt – denn zahlen wird wieder einmal und im Endeffekt nur das gesamte Steuern zahlende Wahlvolk und nicht die Immobilienhaie, die kaum für diese christlichen Projekte der Nächstenliebe zu begeistern sein werden! Zum Inhalt: Der CSV-Experte im Bereich „logement“ will die Privatinvestoren dazu ermuntern, ihr Geld zunehmend in den für das normale Volk – visiert sind sicherlich besonders die jungen Menschen, die bekanntlich einen modernen, flexiblen, „hippen“ Lebensstil, in dem „Besitz“ nicht mehr besonders angesagt sein soll, pflegen sollen – „erschwinglichen“ Mietwohnraum anzulegen. Was soll das eigentlich genau heißen, so nebenbei gefragt? Eine auf den ersten Blick vielleicht noble Absicht, doch Lies vergisst wohl die kaum edle, menschenfreundliche Grundeinstellung derjenigen, die viel Geld besitzen und dieses natürlich für sie gewinnbringend „arbeiten“ lassen wollen – „de Lëtzebuerger ass dem Lëtzebuerger schlecht“ – ein weiteres Zitat aus dem Munde des Jean-Claude Juncker, der kürzlich weiter sehr richtig die vielen leer stehenden Häuser im Ländchen beklagte – Spekulation oblige eben! Die Preise werden schon noch weiter steigen, wie einige sich so in ihrer Gier vorstellen. Nur: wie hoch sollen die denn noch steigen?
Wer bekommt die Peitsche zu spüren?
Wenn man die Peitsche nun tatsächlich schwingen lassen will, so müsste man tatsächlich erst einmal die Deckelung der Mietpreise drastisch niedrig ansetzen und sicherlich nicht das tun, was der Hesperinger Bürgermeister sich so vorstellt – nämlich staatliche Subventionen an jene zu zahlen, die den CSV-Vorstellungen nach „niedrigen“ Mieten nachkommen werden – wie viele private Investoren werden das denn sein? Das hängt dann natürlich von der Höhe der an diese ausbezahlten Subventionen oder aber relevanten Steuerermäßigungen ab – die im Endeffekt jedoch WER wirklich bezahlt? Natürlich der (und die) Steuerzahler! Die Reichen bleiben eben reich – und das Problem an sich bleibt immer noch nicht gelöst, wissend, dass wohl auch die Qualität dieses Wohnraumes dementsprechend sein wird …
Ist die angedrohte Peitsche nicht doch vielmehr eher Zuckerbrot an die Adresse der privaten Investoren? Oder, anders gefragt, welche (vermeintliche) „Peitsche“ soll das denn nun sein … und wer wird sie tatsächlich zu spüren bekommen?
* Frank Bertemes ist Angestellter der CFL und schreibt regelmäßig Forum-Beiträge.
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