Der Tag X der Gemeindewahlen rückt immer näher, die Spannung steigt, zumindest unter den Beteiligten, während der normale Bürger gelassen seinem Alltag nachgeht und überlegt, was der Unsinn ihm bringen soll.
In manchen kleineren Gemeinden wird bei der Namensgebung das Pulver neu erfunden, im Bestreben der einzelnen Krümelgruppierungen die Bürgernähe hervorzuheben: Är Bierger – Biergerlëscht – Engagéiert Bierger – Schëtter Bierger – Bierger fir Bierger. Sind denn nicht alle diejenigen, die sich in einer Art kollektiver Prostitution den Bürgern aufdrängen, ob eine Partei ihnen den Rücken deckt oder nicht, von dem bewundernswerten Idealismus beseelt, sich für alle Bürger einzusetzen? Oder sollte an dem hinterhältigen Gemunkel mancher verbitterter Mitmenschen, deren persönliche Probleme auch nach sechs Jahren nicht zur Sprache gekommen sind, doch ein Funken Wahrheit dran sein, dass mancherorts auf die Dauer der Gemeinnutz dem Eigennutz zum Opfer fällt?
Bei der Vorstellung der einzelnen Kandidaten ist man sehr bemüht, die Bildung und die Berufserfolge des Einzelnen in den Vordergrund zu stellen. Als ob der Grad eines Staatsbeamten Garant sei zu einem uneigennützigen Einsatz im Dienste der Bürger. Ausnahmsweise ist auch mal eine Hausfrau auf der Liste. Bauarbeiter, Landwirte, Zeitungsausträger oder Männer der Müllabfuhr sucht man vergebens. Dabei sind es gerade diese bodenständigen Menschen, die genau wissen, wo der Schuh drückt und die durch ihre eigene Lebenserfahrung wertvolle Problemlösungen anzubieten haben. Mich hat die Vorstellung eines Blutspenders sehr beeindruckt. Ein Mensch, der bereit ist, das wichtigste seines Körpers entgeltlos mit seinen Mitmenschen zu teilen, hat bestimmt die nötige Empathie, um im sozialen Bereich Verantwortung zu übernehmen. Ex-Sportler oder andere Personen, deren Bekanntheitsgrad weit über die Gemeindegrenzen hinwegreicht, sind trotz ihrer politischen Jungfräulichkeit erfolgreichere Köder, um Dëlpessen zu fangen.
In der Hauptstadt ist nach den monatelangen Debatten zur Entsorgung der störenden Bettler noch keine Entscheidung getroffen worden. Wie eh und je sitzen sie mit stoischer Ruhe auf ihren Stammplätzen und strecken den Vorbeieilenden mit dem Wörtchen „Bitte“ den leeren Becher entgegen. Eine neue Heischkultur hat sich im Moment gebildet. Entgegen aller ungeschriebenen Regeln verfolgen gutgekleidete Frauen und Männer in unerbittlicher Hartnäckigkeit die Passanten, halten sie fest und betteln, am Wahltag doch bitte zwei Kreuze hinter ihren Namen zu setzen. Dabei sind sie sich nicht zu schade, Possen zu schlagen und sich echt affig zu benehmen. Zudem überhäufen sie die Eiligen mit farbenprächtigen Wahlprogrammen, die beim Einsammeln am Abend den blauen Tonnen aufgrund ihres hohen Giftgehaltes so manche Verdauungsbeschwerden bescheren werden.
Die Wahlprogramme der Kandidaten sind wohlgefeilte, von Werbeagenturen nach psychologischen Gesichtspunkten erstellte, juristisch unanfechtbare Versprechen auf eine bessere Zukunft. Ein Teil der Texte befasst sich mit verwirrenden futuristischen Plänen, zu deren Umsetzung der Wähler später seinen Senf dazu geben darf, ohne Garantie auf Berücksichtigung. Bereits nach minimalen Nachforschungen wird klar, dass sie aus Bruchstücken von früheren, längst vergessenen und vermoderten Versprechen bestehen, denen eine angemessene Politur neuen Glanz verleihen soll. Die Vertreter der ADR rühren eifrig in ihrem altbekannten, braunen Eintopf, dem sie als Geschmacksverstärker regelmäßig fremdenfeindliche Sprüche zufügen. Alle Gruppierungen bedienen sich einer einfach gestrickten Taktik: den Gegner schlechtreden und ihm die Schuld geben an allen möglichen Missständen.
Es lohnt sich allemal, ein wenig vor den Wahltafeln zu verweilen und die auf Dauergrinsen zurechtgemachten Gesichter zu betrachten. Bekannte Zahnpastafirmen scheinen die Patenschaft übernommen zu haben. Zwei junge Mädchen streiten sich kichernd um den coolsten Kandidaten, den sie zum Bürgermeister küren wollen. Ich schaue hin und erschaudere: Es ist genau derjenige, der sich überwindet, seine potenzielle Wählerschaft in den letzten 14 Tagen wahrzunehmen und zu grüßen. Ob das reichen wird, ist ungewiss.
Die meisten Koalitionsabkommen sind bereits vor dem Wahltag unter Dach und Fach, ungeachtet des Willens des Volkes. Liebe Kandidatinnen und Kandidaten, ich weiß nicht, was Sie gejuckt hat, das politische Karussell zu besteigen, aber seien Sie sich bewusst: nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Ausdauer und Bescheidenheit.
oh wéi richteg..mä leider fällt de Wiëler ëmmer nees drop eran..
wat mëch perséinlëch stéiert, dat a verschidde Gemengen nët gewielt ka gin, well -Kandidaten a Lëscht eng Égalitéit ass- ët ass dach awer esou, dat de Wieler jidder Kandidat seng Stëmm oder Stëmmen kënnt oof gin, wéi z.B. ët ass Een nët zëfridden mat der Partei déi elo do ass, an ët wéilt Een dat aaner Käpp und Spëtz kommen..
also ass ët nët richteg, dat do nët ka gewielt gin, an dat heescht:
ët bläiwt wéi ët war oder ass, oder intern gi Läit ausgetosch..
ass dat och dem "Wieler" séi Wonsch?!