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Leserforum„Den typesche Bistro ass amgaang ze verschwannen“

Leserforum / „Den typesche Bistro ass amgaang ze verschwannen“
 Symbolfoto: Editpress/Tania Feller

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„Den typesche Bistro ass amgaang ze verschwannen“, so der Vorsitzende der Horesca, François Koepp, vor geraumer Zeit anlässlich der diesjährigen Generalversammlung der Berufsvereinigung des Bistro- und Hotelgewerbes. Seinen Aussagen nach gibt es nur noch 752 Bistros im Großherzogtum, verglichen mit den 1.650 Betrieben noch im Jahr 1980.

In der Tat, zählte beispielsweise die Ortschaft Cessingen, in Luxemburg-Stadt, seinerzeit ein halbes Dutzend Kneipen, Cafés und Bistros, findet man heute hier nur noch eine einzige „Dorfkneipe“. Am Niedergang der „gemeinschaftsbildenden“ Gastronomie in Cessingen, so wie in vielen anderen Ortschaften und Dörfern des Landes, trägt die Corona-Krise sicherlich keine Schuld. Nein, es waren wieder einmal die lokalen beratungsresistenten politischen Entscheidungsträger, welche diese „Orte der Humanität“ in den Dörfern und Ortschaften zum Aussterben veranlassten.

Bevor die öffentliche Hand auf die glorreiche Idee kam, in jedem auch noch so kleinen Dorf ein kostenintensives Kulturzentrum publikumswirksam zu errichten, war das traditionelle Gasthaus der Kommunikationsstandort schlechthin. Alle Dorfvereine hatten ihren Gesellschaftssitz in eben diesen Sozialinstitutionen. Verfügte die Dorfkneipe auch noch über eine Kegelbahn, so wurde diese periodisch mit stabilen Holzplatten überdeckt und zum provisorischen Tanzparkett umgebaut. Die Vereine konnten dann ihre traditionellen kassenfüllenden Bälle abhalten, an denen letztendlich auch der Bistrotier nicht schlecht verdiente.

Doch die Politik wollte dies anders und verdrängte die Vereine in ihre kommunalen omnipräsenten Kulturzentren und die allermeisten Dorfkneipen wurden notgedrungen landesweit für immer geschlossen. Ein zusätzlicher externer negativer Effekt gesellte sich zur schwindenden Multifunktionalität der Dorfgemeinschaft hinzu: Wahrhaftig wurden die potenziellen Gasthausbesitzer, die einst ihren Frust und ihre Sorgen am Tresen erfolgreich abgeben konnten, in die Arme der Psychotherapeuten und Psychiater gedrängt.

Heute wehrt sich die offizielle Politik, foto- und telegen, gegen einen weiteren Verfall der dörflichen Multifunktionalität und bedauert, dass viele Dörfer und größere Ortschaften zu reinen Schlafstätten mutierten, vergessen aber großzügig ihre eigenen schwachen und ungeplanten Entscheidungen, die nachweislich Pate für diese katastrophalen Entwicklungen standen.

Wei wouer
28. Juli 2023 - 17.43

Heute riecht es überall nach ranzigem Frittenfett. Danke an David Rocas das man hier noch ein Bier trinken kann ohne stinkend in den Bus zu steigen??