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Krieg im neuen Jahr

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Der Libanon wird offenbar immer tiefer in den Strudel des syrischen Bürgerkrieges hineingezogen.

Die schiitische Hisbollah-Miliz ist zu einem der letzten Pfeiler des bedrängten Assad-Regimes geworden und radikale Sunniten sind natürlich bitter entschlossen, den schiitischen „Häretikern“ dies blutig heimzuzahlen.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Die erzkonservativen Wahabiten, die Saudi-Arabien regieren, verdächtigen den Iran, das Assad-Regime sowie die Hisbollah, eine regionale Hegemonie der Schiiten anzustreben. Um dies zu verhindern, schrecken sie nicht davor zurück, im Irak und in Syrien terroristische Kräfte zu unterstützen, für die nur ein toter Schiit ein guter Schiit ist. Im „befreiten“ Irak kamen übrigens, den Zahlen der britischen NGO „Body Count“ zufolge, im abgelaufenen Jahr über 9.000 Zivilisten gewaltsam ums Leben. Ein Massaker, an dem die USA nach wie vor eine schwere Mitschuld tragen, auch wenn sie ihre Kampftruppen längst abgezogen haben.

Die sich abzeichnende Destabilisierung des Libanon ist natürlich keine gute Nachricht für Israel: Auf Dauer ist das Erstarken radikaler bewaffneter Gruppen im Libanon und in Syrien nicht in seinem Interesse.

Ein „Prozess“ ohne Fortschritt

US-Außenminister John Kerry soll dieser Tage ja wieder mal versuchen, das Schmierenstück „Friedensprozess“ wiederzubeleben. Wobei die Aussicht, dass dieser „Prozess“ (bei dem es eben kaum jemals einen „Fortschritt“ gibt) diesmal einen gerechten und dauerhaften Frieden gebiert, wie gehabt gegen null tendiert.

Die Israelis haben, wie es ihre Gewohnheit ist, im Vorfeld wieder die Errichtung Tausender Wohnungen auf geraubtem palästinensischem Land in Aussicht gestellt. Und wenn Kerry in seinem Team einen Israel-Lobbyisten wie Martin Indyk (der u.a. mal Aipac*-Angestellter war) als Vermittler aufstellt, dann kann man es den Palästinensern nicht verdenken, wenn sie den Amerikanern die Rolle des neutralen Brokers nicht so richtig abkaufen wollen.

Ein friedliches neues Jahr wird es einmal mehr für den Nahen Osten mit einiger Sicherheit nicht geben.

Doch auch für eine Reihe afrikanischer Länder sind die Aussichten ausgesprochen düster: Die Zentralafrikanische Republik erlebt eine humanitäre Krise, die auch die französische Armee überfordert. Und der Südsudan ist zwar die jüngste Nation der Erde, versinkt aber ebenfalls schon in einer Orgie der Gewalt.

Auch dies eine Tragödie, die leider nur allzu typisch für Afrika ist: Machtgeile Politiker schüren ethnische Konflikte, in der Hoffnung, sich den Staat und dessen Ressourcen unter den Nagel reißen zu können. Anstatt das Volk vom natürlichen Reichtum – Erdöl, fruchtbares Ackerland – profitieren zu lassen, inszenieren Kiir und Machar einen mörderischen Bruderkrieg: Einer der beiden wird eventuell siegen. Das Volk in seiner Gesamtheit wird verlieren.

* American Israel Public Affairs Committee