Über richtige Macht verfügen derartige Monarchen heutzutage ja nur noch in homöopathischen Dosen, weshalb auch Menschen, die im Herzen Republikaner sind, dem wunderbar anachronistischen Brimborium, mithilfe dessen die Royals ihrer Untertanen Herzen erwärmen, ohne allzu arges Magengrimmen zustimmen können.
Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu
Ein herrliches Bild: Britannia rules the waves. Nicht mit Schlachtschiffen wie einst vor Jütland, sondern mit tausend Ruderkähnen, die friedlich und farbenfroh die Themse hinunterschippern.
Allein, auch über diese Armada führte ein Admiral den Oberbefehl. Oder doch wohl eher: eine Mannsperson in Admiralsuniform. Hätte indes damals vor Trafalgar an des unvergleichlichen Lord Nelsons Busen so viel dekoratives Blech geprangt wie am Sonntag an Prinz Philips, niemals hätte ihn die hinterhältige Sniperkugel dahinzuraffen vermocht.
Nun sollte man des Prinzgemahls deswegen nicht spotten: Prinzen sind nämlich in einer Demokratie in der Tat am besten dort aufgehoben, wo ihre Funktion sich im Wesentlichen auf das rein Dekorative beschränkt.
Hängen, ausweiden und vierteilen
Der Job einer Königin Ohnemacht dürfte übrigens keineswegs immer das pure Honigschlecken sein: Es kostet die Queen doch wohl ab und an einiges an Überwindung, wenn sie anlässlich ihrer Thronrede – zu der sie kein eigenes Wort beitragen darf – den geballten Bullshit, den der Premier ihr da reingedichtet hat, ohne die geringste äußere Regung des Gemüts vorzutragen sich gezwungen sieht.
Hach, wie köstlich wäre das, wenn sie einmal, der Premiersprosa unsäglich müde, dem Urheber sein Machwerk zwanglos um die Ohren haute.
Die erste Elizabeth immerhin (zumindest so, wie sie in Black Adder rüberkommt) durfte noch ihren obersten Unterling schlicht und ergreifend hängen, ausweiden und vierteilen lassen, wenn sie grad lustig war.
Aber unserer Tage darf man als Monarch rein gar nichts mehr. Gut, das mit dem Ausweiden wäre heute nicht mehr unbedingt immer hilfreich. Aber das mit dem Hängen wär doch eh wie je manchmal schon recht praktisch.
Sei’s drum.
Wir gönnen den Briten ihre Freude an und ihren Stolz auf ihre Queen. Was einem schwerer fällt, ist, diese Freude ungezwungen zu teilen. Der unverändert in Großbritannien grassierende politische Insularismus ist für uns Kontinentaleuropäer gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schwer zu ertragen.
Nationaler Egoismus ist in der EU mitnichten ein Monopol der Briten. Doch die Unverfrorenheit, mit der sie immer nur so lange Europäer sind, wie es ihnen selbst zum Vorteil gereicht, dann aber eines ihrer berüchtigten Opt Outs zücken, sobald die Solidarität mit anderen Europäern was zu kosten droht, ist mit dem Grundgedanken des Vereinten Europa beim besten Willen nicht zu vereinbaren.
Sicher, manchmal ist es besser, sie stehen im Zelt und p….. raus, als sie stehen vor dem Zelt und p….. rein. Doch nur allzu oft stehen unsere englischen Freunde im Zelt, und … drehen sich um.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können