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Kommt Zeit, kommt Rat

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Ende dieses Monats jährt sich die Vorstellung des Stadionprojekts Liwingen zum fünften Mal. „Es ist eine große Freude, dass das Stadion jetzt endlich konkret wird. Zwar bleiben noch einige Fragen zu klären, und doch kann man wohl von einem historischen Moment für den Luxemburger Fußball sprechen“, brachte FLF-Präsident Paul Philipp 2009 seine Freude im Tageblatt-Interview...

Die Euphorie war schnell verflogen. Luxemburgs Politiker entdeckten Liwingen als Wahlkampfthema und das Projekt war gestorben. Es dauerte bis zum November 2012, ehe der Regierungsrat nach langem Hin und Her einem Umbau des Stade Josy Barthel an der Arloner Straße zustimmte. Auch diesmal war die Erleichterung beim Vorsitzenden des nationalen Fußballverbands groß, doch hatte Paul Philipp aus der Vergangenheit gelernt und fuhr kurz vor den vorgezogenen Wahlen im vergangenen Jahr schweres Geschütz auf.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

UEFA-Präsident Michel Platini himself wurde eingeladen, um Luxemburg auf einer Pressekonferenz den mahnenden Finger zu zeigen. Platini bezeichnete das aktuelle Stadion als „un des tous derniers, les plus pourris stades qui existent“. Eine reichlich übertriebene Aussage, allerdings mit einem ernsten Hintergrund, entspricht die Arena doch schon lange nicht mehr den Normen der UEFA. Was dann schlimmstenfalls dazu führen könnte, dass keine internationalen Spiele mehr hierzulande ausgetragen werden dürfen.

Fünfjahresplan

Nachdem nun der staatliche Anteil der Finanzierung durch den neuen Fünfjahresplan für Sportstätten vom Parlament angenommen wurde, sorgte die neue Hauptstadt-Bürgermeisterin Lydie Polfer vergangene Woche für blankes Entsetzen beim Fußballverband, als sie die Frage nach alternativen Standorten aufwarf. Ganz so, als entdecke man auf dem „Knuedler“ das Dossier erst jetzt.

Und schon geht die ganze Stadiondiskussion wieder von vorne los. Sogar das 2005 ins Leben gerufene Kockelarena-Projekt taucht plötzlich wieder auf. Was wenig verwundern darf, denn schlussendlich gibt es tatsächlich geeignetere Standorte für ein Stadion als das Areal an der Arloner Straße. Und Luxemburgs Radfahrer warten außerdem weiter auf das lange versprochene Velodrom, im Übrigen Bestandteil des vorletzten Fünfjahresplans für Sportstätten.

Warum nur tut sich Luxemburg in Sachen nationale Sporteinrichtungen so schwer, während gleichzeitig jedes Kuhdorf neben dem Kulturzentrum eine neue Sporthalle und vielleicht sogar ein Schwimmbad mit Wellnessbereich baut?

Das Hickhack um Fußballstadion und Velodrom erinnert jedenfalls stark an die endlosen Diskussionen und die vielen Verzögerungen beim Bau des nationalen Sport- und Kulturzentrums, heute besser bekannt als Coque.

1969 hatte Gaston Thorn in seiner Funktion als Sportminister die Schaffung eines nationalen Sportzentrums auf Kirchberg angeregt. Fünf Jahre später legte Stararchitekt Roger Taillibert ein erstes Konzept vor, von dem aber zunächst lediglich das Schwimmbad realisiert werden sollte. Das wurde (u.a. nach einem halbjährigen Baustopp wegen Kostenexplosion) 1982 eingeweiht, während der Rest des Projekts aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Zeiten einstweilen auf Eis gelegt wurde. 1989 war der Weiterbau des Sportzentrums Thema der Regierungserklärung und doch dauerte es bis 1996, ehe das Gesetzesprojekt für die von 3 auf 2,5 Milliarden LUF abgespeckte Version die „Chamber“ passierte.

Den Sparmaßnahmen fiel u.a. die Radbahn zum Opfer, die daraufhin dem Radsportverband an anderer Stelle versprochen wurde. Ende 1997 begannen auf Kirchberg die Arbeiten, die schlussendlich dennoch mehr als drei Milliarden LUF verschlangen. 2002 wurde die neue Coque endlich eingeweiht. Zwischen Idee und Finalisierung liegen demnach 33 Jahre, zwischen Konzept und Realisierung 28.

Wiederholt sich die Geschichte, dann wird der Luxemburger Fußball noch ein Weilchen auf seinen „historischen Moment“ warten müssen …