Alexandra Louin nahm einen letzten, fast schon verzweifelten Wurf jenseits der Drei-Punkte-Linie. Nach einer gefühlten Ewigkeit prallte der Ball zuerst ans Brett und versank mit der Schlusssirene im Netz. Die US-Amerikanerin hatte sich bereits umgedreht, so richtig realisierte sie noch nicht, was an diesem Freitagabend im „Centre sportif René Hartmann“ in Düdelingen passiert war. Dann stürmten ihre Teamkolleginnen des Gréngewald Hostert heran und begruben sie in einem wahren Jubelsturm unter sich. Ich sah mich nach links und rechts zu meinen Kollegen um, die Reaktion war bei allen gleich, alle hatten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und konnten nicht fassen, was sich gerade eben auf dem Parkett abgespielt hatte. Denn was an diesem 3. Mai 2019 in Düdelingen geschah, war an Spannung und Dramatik nicht mehr zu überbieten. Jeder, der an diesem Abend eine Karte für das dritte und entscheidende Finalspiel um die Meisterschaft im Damenbasketball erworben hatte, hatte definitiv die richtige Entscheidung getroffen und mit über 1.000 Zuschauern war die Kulisse auf jeden Fall die richtige für einen der wohl emotionalsten luxemburgischen Sportmomente des Jahres 2019.
Dabei sind es besonders die Mannschaftssportarten, die im Damenbereich noch immer gegen reihenweise Vorurteile kämpfen müssen: nicht athletisch genug, zu wenig Tempo, zu unspektakulär und demnach für viele Zuschauer schlichtweg zu uninteressant. Viele Partien in der heimischen Total League werden leider noch immer vor einer Minimal-Kulisse ausgetragen. So wundert es auch kaum, dass gerade dieses Entscheidungsspiel wegen des Spiels der männlichen Kollegen kurzfristig von einem Samstag auf einen Freitag verlegt worden war und die gesamte Serie binnen gerade einmal sechs Tagen durchgeboxt wurde.
Doch der Gréngewald Hostert und der T71 Düdelingen gaben sich in dieser Frühlingswoche alle Mühe, mit dem negativen Image aufzuräumen und lieferten sich in allen drei Finalspielen ein derart packendes Duell, dass selbst diejenigen, die sonst bei den Spielen der Frauen lieber fernbleiben, nicht drum herumkamen, der Entscheidung um den Titel beizuwohnen. Beide Teams überzeugten mit Kampfgeist und Leidenschaft – und um ehrlich zu sein, wer liebt nicht eine gute Comeback-Story? So kämpfte sich Hostert nach der verloren gegangenen ersten Partie der „Best-of-three“-Serie im zweiten Spiel nach einem größeren Rückstand im letzten Viertel zurück in das Titelrennen. Im Entscheidungsspiel holte der Gréngewald dann direkt zweimal einen Rückstand wieder auf und die Meisterkrone 2019 wurde erst mit dem Wahnsinns-Wurf von Louin in der letzten Sekunde der Verlängerung vergeben. Eine bessere Werbung für den Damensport hätten beide Mannschaften nicht liefern können. Dass auch dieser die Emotionen liefern kann, nach denen sich der Sportfan so sehnt, wurde am 3. Mai 2019 deutlich.
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