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Kollektiver Waffenwahn

Kollektiver Waffenwahn

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In den USA hat ein Schulmassaker stattgefunden. Wieder eines. Es ist eine furchtbare Tragödie, das Leid der Eltern und Freunde der Opfer ist herzzerreißend. Und doch möchte sich bei einem ein gewisses Gefühl der Ermüdung einstellen.

Das Massaker von Newtown gleicht in vielen Hinsichten jenen, die wir schon erlebt haben. Und es wird jenen gleichen, die noch kommen werden.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Denn das ist ja nun das Deprimierende daran: In ein paar Wochen oder Monaten wird irgendwo in den USA ein Perverser schwer bewaffnet eine Schule betreten und mit Schlachten anfangen. Das ist so sicher wie der Sonnenaufgang auch am kommenden Samstagmorgen.

Deprimierend ist die kollektive Hirnlosigkeit eines großen Teils der US-Gesellschaft. Nach jedem solchen Massaker ist es nur eine Frage von Minuten, bis irgendwo ein totalkretinöser Waffenfetischist vor die TV-Kameras tritt und kaltblütig erklärt, dass es nicht so weit gekommen wäre, wenn sämtliche Lehrer dieser Schule ihrerseits mit einer oder besser noch mehreren Knarren am Holster vor ihren Klassen gestanden hätten und gleich beim ersten Anzeichen von Trouble den Amokläufer mit sattem Abwehrfeuer eingedeckt und neutralisiert hätten.

Das nächste Massaker wird kommen!

Es hilft alles nichts: Leute, die das Bedürfnis haben, Apparaturen zu besitzen, die dem alleinigen Zweck dienen, andere Menschen umzubringen, sind schwer krank im Kopf.

Natürlich, auch in Ländern wie Großbritannien, wo die Waffengesetze relativ streng sind, kommt es immer wieder zu Morden mit Feuerwaffen. Verbrecher scheren sich bekanntlich nicht um Verbote. Doch haben es Gangster und Verrückte doch dort deutlich schwerer, an ihre Kanonen zu kommen, wo das Angebot der verfügbaren Waffen durch weitgehende Verbote deutlich eingeschränkt ist. In den USA wird ein großer Teil der Verbrechen mit Waffen ausgeführt, die ursprünglich völlig legal erworben worden waren.

Jetzt könnte man sagen, auch die diversen US-Parlamente könnten nun Gesetze erlassen, die den Erwerb von tödlichem Schießgerät stark beschränken und die Bürger zwingen, sich von besonders gefährlichem Mordgerät zu trennen.

Doch die USA stehen im Bann der Waffenlobby. Und sie stehen im Bann ihres eigenen Wahns der permanenten Bedrohung durch Terroristen, Moslems, UNO-Eroberern in schwarzen Helikoptern, Aliens, Mexikaner, Sozialisten und Atheisten. Alles Gefahren, gegen die ein aufrechter Patriot zu jeder Sekunde loszuschlagen in der Lage sein muss.

30.000 Menschen sterben alljährlich in den USA durch Schusswaffen: Das ist so, als ob man sämtliche Escher vom Baby bis zum Greis ausmerzte. Doch das alles ist den Amerikanern noch nicht schrecklich genug. Sicher, ein paar demonstrieren ihren Ekel und ihre Abscheu vor dem Wahnsinn ihrer Mitbürger. Doch die meisten überlegen doch eher, wie sie sich nun auf die Schnelle noch mit neuer letaler Hardware eindecken können, bevor der Moslem aus Kenia und seine Komplizen ihnen ihr Menschenrecht auf freien Schlachtwerkzeugbesitz beschränken.