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Kicker, Darts und Co.

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Schauplatz 1, Nantes: Luxemburg hat seit dem Wochenende wieder einen Weltmeister. Um genauer zu sein gleich zwei, konnten sich doch Yannick Correira und Carlos Da Silva bei der Kicker-WM durchsetzen. Eine tolle Leistung – nur, kann man Tischfußball wirklich ernsthaft als Sport bezeichnen?

Schauplatz 2, London: Der König kehrt auf den Darts-Thron zurück. Das Finale um die Darts-WM ist ein Duell der Schwergewichte. Herausforderer „Mighty Mike“ van Gerwen schiebt mit seinen 23 Jahren genau wie der fast 30 Jahre ältere Phil „The Power“ Taylor einen imposanten Schmerbauch vor sich her. Was beide freilich nicht daran hindert, das Brett in der biergeschwängerten Atmosphäre des 2.500 Partygäste fassenden „Ally-Pally“ perfekt zu treffen. Eine tolle Leistung – nur, was hat Darts mit Sport zu tun?

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Schauplatz 3, Lima: Der Dakar-Tross macht sich auf dem Weg. Mit der legendären Rallye Paris-Dakar hat das nach Südamerika verlegte Spektakel nur noch wenig zu tun, dennoch bleibt es eine der härtesten Herausforderungen im Motorsport. Stéphane Peterhansel bläst im Mini durch die Pampa und peilt seinen elften Dakar-Titel an. Eine tolle Leistung – aber sind die Dakar-Rallye im Speziellen und der von der Technik maßgeblich beeinflusste Motorsport wirklich eine echte Sportart?

Schauplatz 4, Vegas: Manny Pacquiao bezieht eine derart derbe Tracht Prügel von seinem Dauerrivalen Juan Manuel Marquez, dass ihm noch Stunden später auf der Pressekonferenz das Sprechen schwerfällt. Marquez lässt sich feiern. Eine tolle Leistung – aber ist Boxen nicht viel zu brutal, um Sport zu sein?

Schauplatz 5, Stratosphäre: Felix Baumgartner schreibt Geschichte. Der Österreicher springt im Auftrag eines Brauseherstellers aus einer Höhe von 39 Kilometern mit einem Fallschirm Richtung Erde. Eine tolle Leistung – aber auch Sport?

Definition

Der Brockhaus definiert Sport als „Selbstentfaltung sowie am Leistungsstreben ausgerichtete vielgestaltige Formen körperlicher Betätigung, die sowohl der geistigen und körperlichen Beweglichkeit als auch dem allgemeinen Wohlbefinden dienen sollen“. Das klingt plausibel, würde aber wohl Kicker und Darts ausschließen, denn beides wird im Kopf und vor allem durch das Handgelenk entschieden.

Ausschließlich im Kopf wird derweil Schach gewonnen, wobei das populärste aller Brettspiele seit Jahrzehnten allgemein als Sportart angesehen wird und die allermeisten Schachverbände auf der Welt Mitglieder ihrer nationalen Olympischen Komitees sind. Dabei gehen die Meinungen über Schach als Sportart auseinander wie bei kaum einem anderen Spiel.

Als Fazit bleibt, dass es keine allgemein gültige Definition von Sport geben kann. Alles ist Sport und dann wiederum auch nichts, je nach Sicht des Betrachters.

In der (inoffiziellen) Liste werden unter dem Buchstaben A allein 21 Sportarten geführt, von Aerobic über Agility, Aikido, Akrobatik, Angelsport, Apnoetauchen und Armdrücken bis hin zum Axtwerfen. Kein Sport, sagen Sie? Dann fragen Sie mal die Aktiven in diesen Disziplinen!

Olympische Sommersportarten gibt es im Übrigen 41. Viele von ihnen fristen ein Mauerblümchen-Dasein und stehen lediglich alle vier Jahre im Mittelpunkt. Eben dann, wenn es um Gold, Silber und Bronze geht. Und sie können sich glücklich darüber schätzen, denn immerhin kommen sie zumindest periodisch an die Fleischtöpfe des Sports ran, während die allermeisten anderen Sportarten in der öffentlichen Wahrnehmung so gut wie keine Beachtung finden. Dabei sind sie es, die die wunderbare Vielfalt des Sports ausmachen.