Diesem Kulturkampf wollen wir natürlich nicht aus dem Weg gehen, geht es doch um die grundsätzliche Frage, welche Werte wir Kindern und Jugendlichen vermitteln wollen.
Claude Molinaro cmolinaro@tageblatt.lu
Verfechter des Religionsunterrichts wie die Organisation „Fir de choix“ bauen ihre Argumentation auf der Behauptung auf, die Regierung wolle die Wahlfreiheit in Sachen Religionsunterricht abschaffen. Der Begriff „Wahlfreiheit“ ist in diesem Zusammenhang natürlich ein Täuschungsmanöver, da er das genaue Gegenteil zu verschleiern versucht. Diese Wahlfreiheit hat es nie gegeben. Es gibt zwei Alternativen: Laienmoral oder katholischer Religionsunterricht. Wo blieb da die Wahl für einen Juden oder Buddhisten? Von den „Fir de choix“-Kulturkämpfern wird es zwischen den Zeilen so dargestellt, als ob die katholische Lehre verboten werden soll. So wenig, wie nun jemandem untersagt wird, zu rauchen, so wenig wird auch jemandem verboten, sich Geschichten über den kleinen Jesus in einem Klassensaal anhören zu dürfen.
Sie weichen konsequent der Frage aus, warum die Ausübung dieser Wahlfreiheit in der öffentlichen Schule stattfinden soll. Die Neutralität des Staates sei ihnen wichtig, heißt es pharisäerhaft. Sie haben aber kein Problem damit, dass ihre Religion alleine den Kindern ihre Weltanschauung als die einzig richtige darstellt.
In einem Werteunterricht geht es keineswegs darum, den Kindern und Jugendlichen eine „pensée unique“ einzuimpfen, wie das in Diktaturen oder Gottesstaaten der Fall ist. Allen Kindern und Jugendlichen soll vermittelt werden, was z.B. Werte wie Freundschaft oder Tradition bedeuten. Auch sollen sie erfahren, dass es neben dem Glauben, der ihnen von den Eltern vermittelt wird, auch andere Religionen gibt, egal, ob es sich dabei um Christentum, Islam, Buddhismus oder Judaismus handelt.
Kein Mensch will den Eltern verbieten, ihre Kinder in ihrem Glauben zu erziehen. Kein Mensch wird einen katholischen Verein davon abhalten, seine eigenen Kurse abzuhalten. Außerhalb der öffentlichen Schule!
Angst vor Revolution
Wie sehr der katholischen Seite die Trennung von Kirche und Staat auf dem Magen liegt, zeigt der frühere Generalvikar Mathias Schiltz in einem „Brief an die Redaktion“ des Luxemburger Wort vom vorigen Samstag. Die öffentlichen Diskussionsforen („forums citoyens“), bei denen die Regierung die Themen in der Öffentlichkeit diskutieren will, über die das Volk per Referendum befragt werden soll, werden mit revolutionären Komitees von Stalin bis Mao verglichen. Fehle nur noch das rote Büchlein, schreibt Schiltz.
Sonderbar, dass er bei der Aufzählung die Spanische Inquisition nicht erwähnt. Aber Spaß beiseite. Es bedarf einer gehörigen Portion Frechheit und Arroganz, um demokratische Debatten mit Repressionsmethoden von Diktaturen zu vergleichen. Schiltz unterstreicht damit nur, dass die Kirche an einer sachlichen Diskussion nicht interessiert ist.
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