Während die Lage im Irak dazu führt, dass man selbst in Teheran über eine mögliche Kooperation mit dem großen Satan nachdenkt, kämpft Bagdads Spitze ums nackte politische Überleben. Dass aus dem Nachbarland Truppen der iranischen Revolutionsgarden zur Unterstützung anrücken, sagt viel über die Effizienz der ethnisch zersplitterten und national kaum respektierten irakischen Truppen aus. Weder die USA noch der Iran wollen, dass der Irak komplett unter die Kontrolle der ISIL-Kämpfer fällt. Also folgt man der sehr einseitigen Denkweise: die „Bösen“ sind die Sunniten, man unterstütze folglich die „guten“ Schiiten.
Diese Logik hat sich allerdings spätestens seit dem Syrien-Krieg als fatal herausgestellt. Die Unterstützung von Kämpfern aufgrund ihrer religiösen Angehörigkeit ist seit jeher im Nahen Osten nach hinten losgegangen. In allen Lagern befinden sich terroristische Elemente. Zudem folgt Washington anderen Zielen als der Iran. Dies führt dazu, dass man sich etwa im syrischen Stellvertreterkrieg diametral gegenübersteht – dort ist der Schiit den USA dann wieder ein Dorn im Auge. Die Schlussfolgerung ist immer die gleiche: Den Nahen Osten kann man nicht in Gut oder Böse einteilen. Eine Lektion, die man in Amerika seit dem letzten Irak-Krieg immer noch nicht gelernt hat.
DHIRAJ SABHARWAL
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