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Kein Vergleich mit damals

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Im April lagen im hauptstädtischen Rathaus die Dossiers des Tram-Projektes aus, so dass die Bürger die Gelegenheit erhielten, ihre allfälligen Einsprüche dagegen zu formulieren.

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Eines der immer wiederkehrenden Argumente gegen die neue Tram lautet folgendermaßen: Wie können politisch Verantwortliche, die noch ganz bei Trost sind, im Jahr 2013 wieder ein Verkehrsmittel einführen, das man rund 50 Jahre zuvor (1964) abgeschafft hatte?

Für Menschen, die sich wenig mit Verkehrs-Politik, -Technik und -Planung beschäftigen, mag dieser Einwand auf den ersten Blick durchaus plausibel klingen.
In der Realität ist dieses Argument indes völlig absurd. Wieso? Ganz einfach: Die 1964 abgeschaffte Tram war damals alles andere als neu, sie entsprach in etwa dem technischen Stand von ca. 1920. Aus heutiger Sicht also dem „state of the art“ von vor gut 90 Jahren.

Wer nun behauptet, dass heute wieder eingeführt werden soll, was 1964 verschrottet wurde, behauptet im Grunde nichts anderes, als dass sich die Tram seit 90 Jahren nicht weiterentwickelt habe. Nehmen wir das Auto als allgemein verständliche Referenz: Jemand, der erklärte, dass der Pkw seit 90 Jahren auf der gleichen technischen Stufe verharrt sei – dass also z.B. der neueste Volvo technisch kaum zu unterscheiden sei von einem altehrwürdigen Ford T –, würde sich in den Augen selbst von Zeitgenossen, die keinen blassen Schimmer von Automobiltechnik haben, restlos lächerlich machen. Nun: Bezogen auf die Tram ist eine derartige Behauptung um kein Jota weniger grotesk.

Skeptiker verweigern sich der Evidenz

Ein modernes Tram-System hat nicht mehr das kleinste Schräubchen mit den Veteranen von 1920 gemeinsam. Die Fahrzeuge haben sich in diesem Zeitraum ebenso grundlegend fortentwickelt wie das Automobil. Die Gleistechnik erlaubt eine schnelle Verlegung und einen vibrationsarmen Betrieb. Die Umweltfreundlichkeit der Tram – im Hinblick auf den Energieverbrauch, auf die Abgase wie die Lärmemissionen – ist jener der Busse deutlich überlegen. Nicht zuletzt übertreffen moderne Trams die Busse deutlich in Sachen Passagierkomfort.

Ein Argument, das auffälligerweise kaum jemals einem Tram-Gegner der Erwähnung wert ist: Ganz einfach weil den meisten von ihnen der öffentliche Transport als solcher und damit auch dessen Kunden völlig schnuppe sind. Die Stromversorgung (mit 750 V Gleichstrom) kann, was der Tramfresser-Verein Usill in seinem jüngsten Brandbrief unterschlägt, heutzutage auch unterirdisch und damit unsichtbar verlegt werden.

Etliche Bürger machen sich nun Sorgen, weil die Einführung der Tram bei einer ganzen Reihe von Verbindungen künftig ein Umsteigen (etwa zwischen Tram, Bus oder Standseilbahn) erforderlich machen wird: Das Beispiel der Schweiz, jenes Landes mit dem wohl besten öffentlichen Transportsystem der Welt (das u.a. sechs verschiedene Tramnetze umfasst), zeigt indes, dass das Umsteigen kein Problem zu sein braucht, solange es gescheit organisiert wird.

Und gerade was die wirksame Integration eines multimodalen Transportsystems mit einer Tram als Rückgrat betrifft, konnten im Laufe der vergangenen 20 Jahre quer durch Europa enorm viele (und durch die Bank positive) Erfahrungen gesammelt werden.

Allein in Frankreich wurden im Jahre 2012 ein Dutzend neuer Tram-Systeme, -Strecken oder -Streckenverlängerungen eingeweiht. Ein Ende dieser Tram-Renaissance ist bei unseren Nachbarn nicht in Sicht.
Und zwar nicht zuletzt, weil sich die Vorteile dieses ultramodernen Transportmittels mit jedem neuen Netz, jeder neuen Linie immer deutlicher erweisen.

Leider weigern sich hierzulande die meisten Tram-Skeptiker, diese Evidenz zur Kenntnis zu nehmen, und begründen ihre Ablehnung der neuen Straßenbahn lieber mit ebenso wüsten wie realitätsfernen Spekulationen.