„Drama, Baby, Drama“: Was lange Zeit die Devise im deutschen Model-TV war, galt 2015 für die griechische Schuldenkrise. Die Drohkulisse musste stimmen. Je mehr Drama, desto besser.
dsabharwaé@tageblatt.lu
2016 hat sich die Situation völlig verändert. Die Tsipras-2-Regierung hat viel gewagt, um am Ende wenig zu gewinnen. Das Resultat ist bekannt: Die Mehrheit der brutalen Austeritätsmaßnahmen wurde im Athener Parlament durchgewunken. Man hat sich trotz vereinzelter Teilerfolge seinem Schicksal ergeben.
Wieso erleben wir jedoch 2016 kein ähnliches Drama, Baby? Es ist vergleichsweise banal: Deutschland und die Eurogruppe haben mittlerweile alles erreicht, was sie sich als Ziel gesetzt hatten. Tsipras 2 hält sich an die teils irrsinnigen Spielregeln der Troika. Genau deshalb einigte man sich gestern kurz nach 2.00 Uhr, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Athen erhält die nächsten Hilfsgelder.
Sind damit die tiefgreifenden Probleme dieses geopolitisch für Europa so wichtigen Landes gelöst? Nein.
Europa hat sich lediglich Zeit erkauft. Es wird wohl ein ruhiger Sommer ohne Drama, Baby, dafür könnte sich das ausbleibende Sommertheater schneller mit voller Brutalität zurückmelden, als so manchem lieb ist.
Der Internationale Währungsfonds und Berlin streiten immer noch über die Schuldenerleichterung für Athen. Unterdessen blutet das griechische Volk weiter aus. Langfristige Lösungen sehen anders aus.
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