Headlines

Hinter die Hebel der Panzer

Hinter die Hebel der Panzer

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Kein Putsch, nein, eine Revolution sei es gewesen. Die Ägypter hätten aus eigener Kraft den ungeliebten Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt. Die Rolle des Militärs sei marginal gewesen. Es hätte den Menschen lediglich Rückendeckung gegeben.

Dieser mediale Mainstream-Tenor zeugt von einer beispiellosen Naivität. Scheinbar ist so manchem die lang geplante Destabilisierung des Mursi-Regimes durch die Streitkräfte entgangen.

Neben den bekannten wirtschaftlichen Eigeninteressen der Armee sickern Tag für Tag neue Details durch: regelmäßige Stromausfälle, die nach dem Sturz Mursis wie aus heiterem Himmel aufhörten; die Rückkehr der Polizei auf Ägyptens Straßen, nachdem sie sich monatelang (bewusst!) zurückgezogen hatte, und die nun zur Schau getragene, brachiale Gewalt des Militärs gegen die demonstrierenden Muslimbrüder. All dies mit Rückendeckung und Schweigen des Westens. Dies ist kein Plädoyer für die Mursi-Anhänger. Sie haben sich mit ihrer Inkompetenz in Sachen Regierungsarbeit selbst ins Abseits katapultiert. Nein, es geht vielmehr darum, dass jene Utopisten, die sich ein neues, friedliches Ägypten wünschen, endlich erkennen müssen, dass die nationale Versöhnung auch die Muslimbrüder berücksichtigen muss sowie eine klare Gewaltentrennung: Das Militär gehört hinter die Hebel der Panzer, nicht an die Macht.