Umso feiger, da es Menschen galt, die eigentlich nichts anderes im Sinn hatten, als in Ruhe gemütliche Ferien am Schwarzen Meer in einem normalerweise als sicher eingestuften Land zu verbringen.
" class="infobox_img" />Serge Kennerknecht skennerknecht@tageblatt.lu
Dass auf Zypern vor Kurzem ein Attentatsversuch in letzter Minute vereitelt wurde, der ein gleiches Vorgehen aufzeigte und ebenfalls einen Bus mit israelischen Gästen visierte, der „Zufall“, dass das Attentat am 18. Jahrestag eines Attentats auf eine israelische Einrichtung in Buenos Aires durch einen Selbstmordattentäter der libanesischen Hisbollah mit 85 Toten erfolgte und die lange Liste verhinderter Anschläge auf israelische Institutionen in Indien, der Türkei, Kenia, Georgien oder Thailand lassen möglicherweise eine gemeinsame Handschrift erkennen. Auch wenn es nicht bewiesen werden kann, ist sie für Israel klar ablesbar. Der Iran steckt dahinter. Bislang jedoch hat Israel verhalten auf diese Vorgänge reagiert. Das ist diesmal anders.
Gleich nach dem Anschlag bezeichnete der israelische Premierminister Netanjahu den Iran als Schuldigen. Man werde auf die weltweite Terrorismuskampagne des Iran mit Macht reagieren. Hardliner Netanjahu weiß sich den Rücken gestärkt. Vor drei Tagen, in Israel, hat die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton einmal mehr gedroht, die USA würden mit allen Mitteln verhindern, dass der Iran eine Atombombe baut. Vorgestern dann haben die USA und Großbritannien gemeinsam bekräftigt, man werde auch nicht den leisesten Hauch einer Sperre der Straße von Hormus durch den Iran hinnehmen.
Es bleibt ein ungutes Gefühl
Derweil der Iran also unter verstärkter internationaler Beobachtung steht und wohl weil Netanjahus Ankündigung zu sehr alleine auf den Iran gezielt war, korrigierte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak gestern die Zielrichtung und bezichtigte die libanesische Hisbollah des Attentats, natürlich mit „konstanter Unterstützung des Iran“. Woraufhin Netanjahu gestern seine Beurteilung vom Mittwoch ebenfalls in Richtung Hisbollah korrigierte. Und somit hat man sie alle zusammen: den Iran, mit seinem Hardliner Ahmadinedschad, der Israel das Existenzrecht abstreitet und die Judenvernichtung im letzten Krieg leugnet, die Hisbollah mit ihrem Hardliner Nasrallah, die vom Libanon aus unverhohlen gegen Israel kämpft, obwohl sie inzwischen 14 Abgeordnete im libanesischen Parlament stellt.
Ab da jedoch stutzt man. Denn eigentlich sollten es ja drei Protagonisten sein. Bislang jedenfalls wurde in diesem Zusammenhang immer eine Linie Iran, Syrien und Hisbollah angeführt. Dass der Iran sowohl das syrische Regime als auch die Hisbollah unterstützt, ist kein Geheimnis. Dass die Hisbollah, die hauptsächlich im Süden des Libanon ansässig ist, sich auf der Seite des aktuellen syrischen Regimes sieht und Syrien für ihre Logistik unverzichtbar ist, ebenfalls nicht.
Doch nun hat der syrische Präsident Assad sich ebenfalls als Hardliner versucht. Allerdings gegen das eigene Volk. Nicht nur in Israel vertreten die meisten Beobachter den Standpunkt, dass das Regime von Assad den Aufstand nicht überstehen wird. Als letztes untrügliches Zeichen hierfür wird der Abzug eines Grossteils der Assad-Truppen von den syrischen Golanhöhen, die Israel widerrechtlich besetzt hält, ins Landesinnere gewertet. Wenn Assad jedoch stürzt, die Achse Iran, Syrien, Hisbollah also hinfällig wird, ist auch die Hisbollah, die einen gewichtigen Alliierten verlieren könnte, entscheidend geschwächt.
Und dann kommt dem diesmal so lauten Aufschrei nach Vergeltung für den Anschlag in Burgas eine ganz andere Bedeutung zu. So menschlich verständlich wie dieser Ruf auch ist, es bleibt ein ungutes Gefühl. Ein Vorgehen gegen die Hisbollah hätte Israel bereits vorher haben können, wie die ganze Reihe oben angeführter vereitelter Anschläge aufzeigt, hinter denen die israelische regierung die Hisbollah vermutete. Doch solange Syrien Bestand hatte, so lange war dies ein riskantes Unterfangen. Die Gefahr, dass die Auseindersetzung zwischen Israel und dem Iran nun vorerst stellvertetend mit der Hisbollah geführt werden wird, ist reell. Damit wäre das Attentat von Burgas nicht nur für Bulgarien eine Katastrophe, wie es Innenminister…. festhielt, sondern auch für den Libanon und die Menschen die dort leben.Das Gefühl, dass die israelische Regierung, je nach Entwicklung der Dinge in Syrien, Burgas als Vorwand nutzen könnte, nun massiver gegen eine, unter Umständen nicht mehr von Syrien unterstützte, Hisbollah vorzugehen.
Dann wäre der Anschlag nicht nur für Bulgarien eine Tragödie, sondern er könnte es im Nachhinein auch für die Menschen im Libanon werden.
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