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Gewinner? Verlierer?

Gewinner? Verlierer?

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Man kann nicht immer gewinnen. Schon gar nicht im Sport, „par définition“. Schließlich ist man nicht alleine im Wettkampf, alle, die dabei sind, wollen gewinnen.

Verlieren ist also „normal“. Immer enttäuschend, natürlich; mal mehr, mal weniger. Der Luxemburger Sport musste in einem Jahr, das absolut herausragend hätte werden können, schon so manche Enttäuschung hinnehmen. Das Profi-Radteam um die Schlecks muss in dieser Hinsicht an erster Stelle genannt werden. Unnötig, jetzt noch weiter auf fehlende Resultate, Verletzungen, Knatsch und einen Dopingfall einzugehen. Das wird – leider – wohl noch zu oft passieren (müssen), bis zum (bitteren?) Ende.

Claude Clemens cclemens@tageblatt.lu

Auf der anderen Seite haben dagegen die jungen „Leoparden“ um Bob Jungels die Erwartungen erfüllt, teilweise sogar übertroffen. Aber man kann halt nicht immer gewinnen …

Das wissen auch Luxemburgs Kicker. Das Spiel gegen einen anderen „Zwerg“, Malta, sollte, ja musste gewonnen werden. Wurde es aber nicht, und damit war der vorherige Sieg gegen Mazedonien schon wieder wie weggewischt.

Dafür setzt nun der F91 Düdelingen zu Champions-League-Höhenflügen an. 3:4 verloren in Salzburg – und doch gewonnen. Die Regeln machen dies möglich: Man kann nicht immer gewinnen, aber manchmal sogar verlieren und doch gewinnen.

Und nun steht Olympia vor der Tür. Auch hier war angedacht, dass der Radsport zu einem vielleicht Super-Sportjahr aus Luxemburger Sicht beitragen solle … aber so schnell kann’s gehen, plötzlich ist gar kein Schleck mehr am Start.

Wird Luxemburg nun in London gewinnen? Verlieren? Gewinner sind schon mal alle anwesenden Sportler, nicht nur aus Luxemburg, angesichts zum Teil drastischer Qualifikationskriterien, die nur die – zum Teil absolute – Weltspitze herausfiltern und das olympische Motto „Dabei sein ist alles“ quasi ad absurdum führen.

Verlierer wird es selbstverständlich auch geben. Sehr unterschiedliche. Die, die wirklich am Tag X aus welchen Gründen auch immer nicht ihre Topleistung abrufen konnten und somit enttäuschten. Dann die, die auf den Punkt genau topfit waren – und ganz einfach auf Bessere trafen. Muss man dann enttäuscht sein, wenn man von sich selbst weiß: mehr war nicht drin, mehr konnte ich nicht leisten?

Der Grat zwischen Sieg und Niederlage ist oft sehr schmal, geradezu hauchdünn. Manchmal ist beides gleichzeitig möglich, manchmal kann man sich trotz einer Niederlage als Sieger fühlen. Vielleicht als moralischer Sieger, oder aber als Sieger über sich selbst, weil man alles gegeben hat.

Dabei hat man nicht mal alles selbst in der Hand. Glück spielt auch eine Rolle. Oder krasser gesagt: der Zufall. Die Auslosung muss passen, nicht nur der Sportler, sondern auch der Schiedsrichter einen guten Tag haben. Und dann ist immer noch extrem viel sportartspezifisch. Eine Sekunde nicht aufgepasst im Boxen oder Judo, und man ist „k.o“. Ein Fußballer hat noch 5.399 weitere Sekunden, um sich zurückzukaufen. Und … man könnte diese Liste aller Unwägbarkeiten beliebig lange weiterführen.

Gewinner? Verlierer? Von der Definition her ganz einfach. Und doch steckt viel mehr dahinter.