Headlines

Gelbe Gefahr, Teil 2

Gelbe Gefahr, Teil 2

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Kein anderer als der chinesische Premierminister Li Keqiang hat vergangene Woche etwas für krisenerprobte westliche Finanzohren Erstaunliches gesagt: China drohe eine Reihe von Pleiten und die chinesischen Anleger könnten dafür haften.

Diese Aussage, die in Marktwirtschaften, wo der Markt seine Rolle spielt, unter die Kategorie „normal“ fallen dürfte, sorgte prompt dafür, dass in den USA und in Großbritannien vor einem neuen Lehman-Moment gewarnt wurde.
Nur „normal“ gibt es natürlich nicht mehr – auch für die, welche einst diese Prinzipien hochgehalten haben. Prinzipien, an die man sich in den USA ja in Zeiten von „too big to fail“ nicht mehr unbedingt hält – es sei denn, es gilt, einen unliebsamen Konkurrenten kaltzustellen.

Sascha Bremer sbremer@tageblatt.lu

Man habe sich bislang darüber Sorgen gemacht, dass die amerikanische Finanzwelt von einem „China-Syndrom“ erfasst werden könnte, meinte deshalb vor ein paar Tagen Wirtschaftnobelpreisträger Paul Krugman. Womit eigentlich als Metapher eine nukleare Kernschmelze gemeint ist, welche sich geradewegs nach China durchbohren würde. Jetzt allerdings müsse man sich sorgen, dass China nicht dem „amerikanischen Syndrom“ anheimfalle, meint Krugman etwas spöttisch – wobei er an die Bankrotterklärung von Lehman Brothers und die daraus entstandene Finanzkrise denkt.

Mal ganz davon abgesehen, dass Peking die gesamte Entwicklung seiner Wirtschaft und seines Finanzwesens in erster Linie rein strategisch betrachtet und in letzter Konsequenz nichts dem Laisser-faire-Kapitalismus überlassen wird – auch nicht die Insolvenzen, sollte es dazu kommen. Krugman vergisst dabei offensichtlich auch – um auf metaphorischer Ebene zu bleiben –, dass in der chinesischen Zentralregierung an den entscheidenden Stellen sicher keine ehemaligen und zukünftigen Angestellten des größten Konkurrenten der „chinesischen“ Lehman Brothers sitzen.

Die chinesischen institutionellen Anleger – womit eigentlich im Endeffekt ja Peking selbst gemeint ist – könnten im Notfall ja ganz einfach massivst ihre US-Staatsanleihen verkaufen und damit die eigenen Löcher stopfen. Könnten, denn dies ist allerdings ein zweischneidiges Schwert – ein massiver Verkauf der US-Staatsanleihen würde deren Preis einbrechen lassen, die Chinesen würden sich damit nur selber ins Knie schießen.

Wenn es sicherlich einige Gründe zur Sorge in puncto China gibt – schließlich ist das Land dabei, sein Wirtschaftsmodell vom Export auf Binnennachfrage umzugestalten –, so hat die in den angelsächsischen Medien propagierte Angst vor einem großen Knall im Reich der Mitte auch etwas mit der Rückkehr des großen Spiels zu tun. So manchem Einflussträger geht es ja auch darum, die (finanz-)wirtschaftliche Dominanz der Vereinigten Staaten aufrechtzuerhalten.

Dollar wird herausgefordert

China durfte produzieren, durfte reich werden und investieren. China darf allerdings nicht über den Weg seines Renminbi den Dollar als Weltreservewährung in Frage stellen. Denn damit verlören die USA einen großen Anteil ihrer Kontrolle des weltweiten Finanzsystems – einige Schwellenländer können gerade ein Liedchen davon singen, dass die billigen Dollars wieder aus diesen Ländern gen New York abziehen. Denn in der Frage um die weltweit dominierende Reservewährung hat China andere und vielleicht bessere Karten als Europa – aus dem einfachen Grund, dass es im Gegensatz zu unserem alten Kontinent ein einziger Staat ist. Doch China ist gerade dabei, genau diesen Weg konsequent zu beschreiten. Da kommt etwas Panikmache gerade recht.