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Gegen das Chaos

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In den vergangenen Tagen haben wir Teilaspekte des „Meisterstücks“ von Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler vorgestellt, der vor der Aufgabe steht, das Chaos auf Luxemburgs Straßen in den Griff zu bekommen.

Dass dies kein einfaches Unterfangen ist, weiß jeder, der außerhalb von Kollektivurlaubszeiten morgens versucht, in die Hauptstadt zu kommen, und sie abends wieder zu verlassen.

Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu

In der Tat ist die nationale Mobilitätsproblematik eng mit der wirtschaftlichen Struktur Luxemburgs verbunden. Rund 160.000 Grenzgänger quälen sich an Werktagen über verstopfte Autobahnen ins Land, viele zu den Auffangparkings, andere bis in die Tiefgaragen ihrer Unternehmen. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich die Einwohnerzahl des Landes stark entwickelt hat (plus 150.000 in 30 Jahren) und weiterentwickeln wird. Da es nicht danach aussieht, als ob sich alternative Modelle zum aktuellen unbedingten Wachstumscredo der Regierung und weiter Teile der Opposition durchsetzen könnten, wird sich die Lage in den kommenden Jahren weiter anspannen.

Parallel möchte die Regierung die Schadstoffemissionen verringern. Da der automobile Verkehr einer der Hauptverantwortlichen für den Kohlendioxid-Ausstoß ist, muss Wiseler es irgendwie fertigbringen, sich längst formulierten, aber nie realisierten Zielen eines verbesserten Modal Split (Verhältnis) zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr anzunähern.

Das Fahrrad, die eigenen Füße …

Da in Luxemburg die meisten Jobs in und um die Hauptstadt entstehen, die Menschen aber eher in ruhigeren Regionen wohnen, scheint eine Annäherung von Arbeit und Wohnung, die das Problem entschärfen würde, schwierig.

Das nun entwickelte Konzept, das auf der Strategie „mobil 2020“ des vorigen Transportministers Lucien Lux aufbaut, soll die Verkehrsproblematik jetzt lösen. Dabei hat MoDu den Anspruch, dies nachhaltig zu tun.

Wiseler hat dabei den Vorteil gegenüber seinem Vorgänger, dass das aktuelle Konzept nicht nur rein verkehrstechnisch ausgelegt ist. Das nach der Regierungsbildung vor drei Jahren ins Leben gerufene Superministerium mit der gewöhnungsbedürftigen Bezeichnung Nachhaltigkeitsministerium hat den Vorteil, auch Kompetenzen im Baubereich und in der Landesplanung zu haben und somit eine weitaus komplettere Strategie entwickeln zu können. Diese umfasst auch den (Aus-)Bau von Straßen, vor allem aber viel neue Infrastruktur für den öffentlichen Transport und die Förderung sog. sanfter, also schadstofffreier Mobilität. Neben neuen Umsteige-Einrichtungen, die eine effizientere Nutzung der Zugstrecken und von sog. Bus-Express-Strecken unterstützen sollen, sieht das Konzept MoDu aber auch einige spannende Neuerungen im nationalen Verkehrswesen vor.

Am spektakulärsten ist wohl die geplante Trambahn in der Hauptstadt, die – so betont Wiseler immer wieder – ein Pfeiler des Systems sein werde. Mittlerweile herrscht denn auch breiter politischer Konsens über die Notwendigkeit dieses Transportmittels auf dem Gebiet der Hauptstadt, wie vor wenigen Monaten eine Abstimmung im Parlament verdeutlichte. Nur die ADR stellt sich weiterhin gegen das moderne und effiziente schienengebundene öffentliche Transportmittel.

Auch der geplante Haltepunkt für Züge unter der Roten Brücke inklusive einer Art Kettenbahn wird für Aufsehen sorgen.

Die MoDu-Strategie scheint – jedenfalls auf dem Papier – Lösungsansätze für das tägliche Chaos zu bieten. Bleibt zu hoffen, dass die Wirklichkeit der Planung entsprechen wird, denn ohne schnelle und effiziente Maßnahmen bliebe das tägliche Chaos auf den Straßen uns weiterhin erhalten.