Die Brust voller Orden, eine düstere Sonnenbrille vor den Augen und eine Schirmkappe auf dem Kopf: Ägyptens neuer starker Mann Abdel Fattah al-Sisi steht rein optisch Militärdiktatoren vergangener Tage in nichts nach. Und politisch ebenso wenig. Der vom Militärchef gestürzte Präsident Mursi wird wegen Verschwörung und Kooperation mit der radikalislamistischen Hamas in Untersuchungshaft geschickt – ein ähnliches Schicksal erlitt Ali Muhammad Nagib, als er 1954 von Gamal Abdel Nasser unter Hausarrest gesetzt wurde. Al-Sisi ist dabei, sich mit politischen Manövern und Intrigen auf ähnliche Weise an die Staatsspitze zu katapultieren.
Selbst die USA, denen das forsche Auftreten der ägyptischen Streitkräfte suspekt ist, haben sich darauf festgelegt, sich nicht festlegen zu wollen. Man wird sich nicht dazu äußern, ob es sich beim Sturz Mursis um einen Putsch gehandelt hat. Klartext: Im Zweifelsfall setzt man wieder auf den Diktator von nebenan. Für 1,3 Milliarden US-Dollar pro Jahr kuscht dieser zumindest und trägt die US-Politik in der weiten Region mit.
Dennoch bleibt diese Strategie aus historischer Perspektive höchst fragwürdig und gefährlich. Wer sich festlegt, indem er sich nicht festlegt, führt ein Land wie Ägypten mitnichten aus einer nationalistischen Militärdiktatur in die Demokratie über. Er wahrt lediglich den Status quo und Eigeninteressen.
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