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Europa der Arbeitslosigkeit

Europa der Arbeitslosigkeit

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Nur wenige Tage vor dem 1. Mai, also dem Tag der Arbeit, wird Europa wieder von neuen Rekord-Arbeitslosenzahlen erschüttert.

Besonders in Spanien nimmt die Arbeitslosigkeit erschreckende Ausmaße an. Erstmals haben in dem krisengeschüttelten Land über 6,2 Millionen Menschen keinen Job.
Das sind mehr als ein Viertel der Bevölkerung (27,16 Prozent). Mit diesem traurigen Rekord liegt Spanien nur noch knapp hinter Griechenland, wo 27,2 Prozent der Bevölkerung keine Arbeit haben. Demnach ist es auch verständlich, dass 72 Prozent der Spanier das Vertrauen in die Europäische Union verloren und damit mittlerweile sogar die klassischen Euroskeptiker, die Briten, überholt haben.
Am schlimmsten ist die Lage natürlich bei jungen Erwachsenen. Ganze 57 Prozent der unter 25-jährigen Jugendlichen finden keinen Job. Der Ausdruck „verlorene Generation“ ist schon lange keine Warnung vor einer künftigen Gefahr mehr, sondern bittere Realität.
Auch wenn gerade Spanien mit einer der dramatischsten Entwicklungen zu kämpfen hat, so zieht sich die soziale Krise durch ganz Europa. Arbeit wird zur Mangelware und die europäische Jugend wird zunehmend vor eine Zukunft ohne Perspektive gestellt.
In Frankreich ist die Zahl der Arbeitslosen diese Woche bereits den 23. Monat in Folge in die Höhe geschossen. 3,2 Millionen Menschen haben keinen Job. Das ist ein historischer Höchststand, der sogar den bisherigen französischen Negativrekord von Januar 1997 übertrifft.
Und auch Luxemburg bleibt von dieser Tragödie nicht verschont. Die Zeiten, in denen sich das Großherzogtum über niedrige Arbeitslosenzahlen freuen konnte, sind schon länger vorbei. 6,6 Prozent der Bevölkerung haben mittlerweile keinen Job.
Den saisonbereinigten Zahlen zufolge sind das 16.572 Personen. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es 5,9 Prozent. Hinzu kommen noch die 4.454 Menschen, die sich in einer Beschäftigungsmaßnahme befinden. So viele Arbeitslose gab es noch nie.
Demnach müsste das Thema in allen europäischen Ländern und in der EU-Politik die Priorität schlechthin sein. Dennoch beharrt Europa weiterhin auf seiner ruinösen Austeritätspolitik, die nicht nur die Schaffung der so dringend nötigen Arbeitsplätze behindert, sondern sogar die Zerstörung von Jobs vorantreibt. Somit zieht die Spirale der Arbeitslosigkeit und der Rezession immer weiter nach unten.

Michelle Cloos mcloos@tageblatt.lu

Kaufkraft statt Austerität

Was Europa braucht, sind Jobs und Wachstum, also eine Ankurbelung der Wirtschaft und keine kontraproduktiven Spardogmen, keinen weiteren Sozialabbau und keine zusätzliche Schwächung der Kaufkraft der Bevölkerungen.
Der gesunde Menschenverstand allein müsste eigentlich ausreichen, um diese Erkenntnis zu erlangen. Die Politik tut sich mit dieser Schlussfolgerung allerdings eher schwer, auch wenn Spanien jetzt endlich zwei Jahre mehr Zeit zum Sparen bekommt. Mittlerweile hat nämlich sogar der für seine neoliberale Einstellung bekannte Internationale Währungsfonds bereits vor Monaten eingestehen müssen, dass die Austerität das Wachstum abgewürgt hat. Damit nicht genug. Auch die Studie der Star-Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart, die die Grundlage für radikale Austerität lieferte, erwies sich vergangene Woche als fehlerhaft. Zahlreiche Kritiker hatten diese Schlussfolgerung bereits vor Jahren gezogen und auf die verheerenden Folgen einer falschen Politik aufmerksam gemacht. Doch wurde ihnen nicht zugehört.