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Eine gute Show

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Vincenzo Nibali heißt der Dominator der 101. Tour de France. Mit fast acht Minuten Vorsprung sicherte sich der „Hai von Messina“ den Gesamtsieg und trat somit in die Fußstapfen von Marco Pantani, der 1998 für den letzten italienischen Erfolg in der „Grande Boucle“ gesorgt hatte.

Nibali trug das Gelbe Trikot des Gesamtführenden bei 18 der 21 Etappen, was seine Dominanz eindrucksvoll unterstreicht und gleichzeitig die Kritiker argwöhnen lässt.

Philip Michel

pmichel@tageblatt.lu

Die große Dominanz kann allerdings durchaus relativiert werden, und das ohne Nibalis Leistung zu schmälern. Nach den Aufgaben der Topfavoriten Froome und Contador war der Weg zum fast konkurrenzlosen Tour-Sieg frei. Ein weiteres Beispiel: Für den Anstieg nach Hautacam brauchte Nibali 2:40 Minuten länger als „Monsieur 60%“, Bjarne Riis, vor 18 Jahren. Kein Wunder also, dass Doping-Experte Fritz Sörgel in Sachen Nibali schlussfolgert: „Wir können derzeit Doping nicht seriös annehmen oder ausschließen.“

Wohl wahr, denn schließlich gibt es auch Dinge, die gegen Nibalis Sauberkeit sprechen. Allen voran sein Rennstall Astana mitsamt Teamchef Alexander Winokourow. Der 2007 des Fremdblutdopings überführte Kasache hat entscheidenden Anteil am miesen Image des Radsports. Und solange Kaliber wie Winokourow und Riis im Radsport entscheidende Positionen belegen, braucht sich die Sportart keine Hoffnung auf eine bessere Außendarstellung zu machen. Auch in Zukunft wird sich also der Tour-Sieger für seine Leistung rechtfertigen müssen. Genau wie Nibali bei der Bilanzpressekonferenz am Samstag. Er habe kein Problem damit, dass seine Proben für spätere Nachkontrollen mit verbesserten Verfahren eingefroren werden, so der Italiener verärgert. Die jüngere Geschichte des Radsports hat jedenfalls gezeigt, dass Siegerlisten einen recht provisorischen Charakter haben.

Den Zuschauern am Straßenrand und vor den TV-Geräten scheint das relativ egal zu sein. Die Begeisterung ist nach wie vor ungebrochen. Und die Organisatoren sorgen dafür, dass die Show stimmt. Wobei durchaus die Frage erlaubt sein sollte, was Kopfsteinpflaster-Passagen von Paris – Roubaix in einer dreiwöchigen Rundfahrt zu suchen haben, außer für Spektakel auf Kosten der Gesundheit des Fahrerfeldes zu sorgen.

Andy Schleck am Scheideweg

Aus Luxemburger Sicht konnte die 101. Tour de France durchaus mit gemischten Gefühlen verfolgt werden. Auf der einen Seite das gute Abschneiden von Frank Schleck und vor allem von Ben Gastauer, auf der anderen Seite eine abermalige Enttäuschung für Andy Schleck. Während sich Bruder Frank nach seiner einjährigen Dopingsperre definitiv im Spitzenpeloton zurückgemeldet hat, findet der Tour-Sieger von 2010 nicht mehr den Weg dorthin.

Andy Schleck fährt, auch bedingt durch großes Sturz- und Verletzungspech, seit drei Jahren nur noch hinterher, so dass er sich mit 29 Jahren bereits am Scheideweg seiner Karriere befindet. Der talentierteste Luxemburger Radfahrer seit Charly Gaul wird es schwer haben, zur neuen Saison eine neue Mannschaft zu finden. Er fängt wieder bei null an und wird sich von einer Leaderrolle ebenso verabschieden müssen wie von einem Millionengehalt.

Philip Michel