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Eine falsche Entscheidung

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Die Cargolux ist also wieder auf der Suche nach einem ausländischen Investor und „strategischen Partner“. Damit befindet sie sich in einer ähnlichen Lage wie bereits Anfang 2011, bevor sich Qatar Airways mit 35 Prozent bei der Luxemburger Luftfrachtgesellschaft einkaufte. Nur erwies sich diese Entscheidung als gigantischer Fehlschlag.

Denn die Kataris werden jetzt wieder aussteigen. Damit ist die Cargolux nicht nur um fast zwei Jahre zurückgeworfen worden, in der Zwischenzeit wurde auch kostbare Zeit verloren, um Lösungen für die schon seit Jahren bestehenden Probleme der Gesellschaft zu finden, und der Sozialdialog wurde überflüssigerweise ernsthaft beschädigt. Immerhin demonstrieren in Luxemburg nicht jeden Tag 1.500 Angestellte vor dem Parlament gegen die rabiaten Methoden ihrer Direktion.

Michelle Cloos mcloos@tageblatt.lu

Ganz zu schweigen davon, dass einem knallharten Konkurrenten – eben genau der Qatar Airways, die den Luxemburgern als „guter Partner“ gepriesen wurde – Einblick in die Organisationsstrukturen, die gewinnbringenden Flugrouten, die Schwächen und Stärken sowie die genaue finanzielle Lage der Cargolux gewährt wurde. Das kann und wird die katarische Cargo-Gesellschaft zur Verteidigung ihrer eigenen Interessen nutzen. Zudem wurde dem Ruf der Cargolux wesentlich geschadet, weil die Kataris versucht haben, die Gesellschaft im Ausland schlechtzumachen. Dabei lebt Cargolux gerade von ihrem über Jahrzehnte aufgebauten, guten Ruf.

Voraussehbare Probleme

Über ein Jahr nach der öffentlichen Ankündigung des Cargolux-Deals steht demnach fest: Die zahlreichen Kritiker hatten von Anfang an recht. Die Kataris waren nicht an einer fruchtbaren Partnerschaft interessiert. Sie waren deutlich mehr an den Landerechten der Cargolux interessiert als an einer Aufwertung des Luxemburger Betriebs. Ihre Strategie bestand darin, dank ihrer Sperrminorität sowie ihrer Entschlossenheit und Druckausübung, die totale Kontrolle bei der Cargolux zu erlangen und somit einen Konkurrenten kurzzuschließen. Deshalb haben sie von Anfang an ihnen wohlgesonnene Personen in Schlüsselpositionen gehoben (Albert Wildgen als Verwaltungsratspräsident und den Interims-Generaldirektor Richard Forson, den sie als CEO durchsetzen wollten). Doch sobald die unter Druck geratenen, öffentlichen Aktionäre sich der Herrschaft der Kataris widersetzten, kündigten diese ihren Rückzug an.

Ein solches Verhalten war natürlich vorauszusehen. Immerhin werden im autokratisch regierten Katar keine Kritiker geschweige denn unabhängige Gewerkschaften toleriert. Stellt sich natürlich die Frage, warum gerade die verschiedenen Verantwortlichen dies offenbar nicht vorausgesehen haben und der Verkauf an die Qatar Airways schöngeredet wurde.

Und auch wenn der Deal jetzt hinfällig ist, bleiben dennoch viele, nicht unwesentliche Fragen unbeantwortet (bezüglich des Abschlusses des Deals, der anderen potenziellen Interessenten, der Rolle des Verwaltungratspräsidenten Wildgen …).

Auch gilt es, die vergangenen Fehler auf keinen Fall zu wiederholen, sondern diesmal einen wahrhaftigen Partner zu suchen, der keine Sperrminorität mehr besitzt, der die Sozialpartner respektiert, und vor allem gilt es, die seit langem überfällige langfristige Strategie für die Cargolux und die gesamte Luxemburger Luftfahrt endlich auszuarbeiten und umzusetzen.