In Europa ist die Euro-Latrie von vor zehn Jahren einer weitgehenden Ernüchterung gewichen. Und vor allem: Wie es weitergehen soll, weiß wohl keiner so recht.
Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu
Der Klimagipfel in Doha wurde zum erwarteten Reinfall. Man muss sich wirklich fragen, welchen Sinn solche Mega-Happenings noch haben. Dabei bleibt aber das fundamentale Problem der Klimaerwärmung ungelöst. Wir machen einfach ungerührt weiter nach der schönen zynischen Devise „Après nous le déluge“.
Es könnte sehr wohl sein, dass die Menschen, die in zwei, drei Generationen die Erde bevölkern, uns allesamt zum Teufel wünschen werden. Doch das wird ihnen dann auch nicht mehr helfen. In der arabischen Welt ist das Bild denkbar düster: Weite Teile der ägyptischen Bevölkerung scheinen ihre neugewonnene Freiheit dahingehend zu interpretieren, dass sie ihnen das Recht gibt, möglichst rasch eine Form der Despotie gegen eine andere einzutauschen. Nach Mubarak die Muslimbrüder: Es wählen halt die dümmsten Kälber gerne ihren Metzger selber.
Orgie der Selbstzerstörung
Syrien ist im abgelaufenen Jahr in einer Orgie der Selbstzerstörung versunken: Möglicherweise wird sich Assad nicht halten können, doch bis dahin werden wahrscheinlich noch Zehntausende abgeschlachtet werden.
Und wenn der Diktator tatsächlich eines Tages irgendwo im goldenen Exil sitzen sollte, wer kommt dann nach ihm? Islamistische Obskurantisten wie in Ägypten? Ein solches Desaster ist leider nur allzu wahrscheinlich.
Und Palästina? Da gibt es ja nun wenigstens eine gute Nachricht zu vermelden: Palästina wurde (auch mit Luxemburger Unterstützung) von der UNO-Vollversammlung als Staat anerkannt. Doch bringt das dieses Volk seiner Souveränität näher? Auch hier sind die Aussichten alles andere als rosig. Kaum hatten die Vereinten Nationen ihre Entscheidung getroffen, schon beschleunigte die Regierung Netanjahu ihre kriminelle Politik des Landraubes. Als Endziel wollen die Landräuber die Westbank so systematisch zerfransen und zerstückeln, dass ein lebensfähiger Staat in diesem Territorium praktisch nicht mehr möglich ist.
Andere Regionen der Welt, vor allem Nord- und Schwarzafrika, finden in unseren Breiten relativ wenig Aufmerksamkeit. Die Tragödie im Kongo nimmt weiter ihren Lauf, oft stellen die Verbrechen, die dort begangen werden, an Grausamkeit alles in den Schatten.
In Afghanistan neigt sich die Farce des „Demokratie-Aufbaus“, die der Westen dort inszeniert hat, allmählich ihrem Ende zu. Und an diesem Ende wird alles andere als eine Demokratie stehen. Das Regime des „Bürgermeisters von Kabul“ ist ebenso korrupt wie inkompetent, und die Taliban brauchen nur abzuwarten, bis sie Karsais Laden ausräuchern können.
Nun, müsste man das Jahr denn nicht mit einer optimistischeren Note beenden? Es wäre vielleicht wünschenswert. Aber die Welt ist halt so, wie sie ist. Und nicht, wie wir sie uns wünschen.
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