Headlines

Ein neuer Premier. Na und?

Ein neuer Premier. Na und?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Tunesiens Premierminister hat abgedankt. Na und? So in etwa las sich die Mehrheit der Agenturmeldungen zu den Geschehnissen in Tunis. Selbst wenn Ali Larayedh wie vereinbart seinen Hut genommen hat, sollte man nicht vergessen, dass Tunesien vor kurzer Zeit noch das Topthema war.

Dabei ist das aktuelle mediale Desinteresse nicht begründet. Das Land ist weit von stabilen Verhältnissen entfernt. Die Proteste am Donnerstag der meist jugendlichen Demonstranten im Landeszentrum zeigen, wie viel sozialer Zündstoff in der Gesellschaft vorhanden ist. Gleichzeitig ist die verfassungsgebende Versammlung, die über das neue Grundgesetz befindet, dabei, positive Wege einzuschlagen. Alleine die Tatsache, die Scharia nicht als Quelle der Gesetzgebung zu definieren, ist in der arabischen Welt eine Besonderheit. Man erinnere an Ägyptens Muslimbrüder.

Sie schaufelten sich mit der Erarbeitung ihrer mehr als umstrittenen Verfassung ihr eigenes Grab. Auch die Ansätze zur Gleichstellung von Mann und Frau könnten trotz bestehender Ungerechtigkeiten eine positive Signalwirkung in Tunesien entfalten. Ob die künftige Regierung den politischen Wandel, die sozialen Unruhen und die ökonomischen Herausforderungen bewältigen kann, ist ungewiss. Zu hoffen wäre es: Das Ursprungsland des „arabischen Frühlings“ könnte selbstbestimmt und weltoffen zur regionalen Stabilität beitragen.