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Ein gutes Jahr

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2014 war ein gutes Jahr. Ein hervorragendes sogar. Wie man ohne die geringste Gefahr der Übertreibung getrost behaupten darf. Hervorragend in der Tat, für Obskurantisten und Xenophobe. Eher nicht so sehr gut natürlich für deren Opfer.

Das abgelaufene Jahr war eines, in dem der sogenannte «Arabische Frühling» sich endgültig als gescheitert erwiesen hat. Mit Ausnahme Tunesiens, wo es die Demokratie tatsächlich wieder auf die Beine schaffen zu können scheint.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Libyen dagegen hat sich definitiv als «failed state» erwiesen. Die Gaddafi-Diktatur hatte ja etliche Nachteile, doch immerhin war Libyen unter diesem Regime ein funktionierendes und vor allem leidlich zivilisiertes Gemeinwesen. Nun bekriegen sich dort religiöse Fanatiker, Stammeskrieger, Mafiosi, wobei etliche Akteure eine besonders letale Kreuzung dieser drei Charaktere darstellen.

Zudem droht der Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in Libyen schwere Konsequenzen für die Menschen in Europa, Vorderasien und Afrika zu haben, da die Arsenale von Gaddafis Streitkräften zusehends in die Hände von Terroristen und Gangstern gelangen.

2014 war aber auch das Jahr, in dem Syrien in die totale Barbarei abgeglitten ist, wo die Büttel des Regimes und die Schlachterburschen vom IS darum wetteiferten, wer wohl am Ende die Palme des größten Barbaren erstreiten würde. Wobei indes der hier Schreibende die Islamisten in der Rolle der haushohen Favoriten sieht. Und im Irak sind 2014 weit mehr als 10.000 Menschen den langfristigen Folgen des kriminellen Überfalls von Bush & Blair auf ihr Land zum Opfer gefallen.

2014 war aber auch das Jahr, in dem die israelische Regierung wie gehabt mit barbarischer Brutalität auf Verbrechen islamistischer Fanatiker reagierte, was zum Resultat hatte, dass am Ende sechs zivilen Opfern auf israelischer Seite deren über 1.500 auf palästinensischer Seite gegenüberstanden. Business as usual demnach. Wobei sich leider bestätigte, dass sich die israelische Politik kaum noch um Kritik aus dem Ausland schert und gleichzeitig unaufhaltsam in Richtung rechtsextremistischer Nationalismus driftet.

Wo Neid und Missgunst blühen

2014 war aber auch das Jahr, in dem es in Europa populistischen Rattenfängern wie z.B. der UKIP in Großbritannien oder Pegida in Sachsen, aber natürlich auch islamistischen Hasspredigern mit wachsendem Erfolg gelang, ihr Kapital aus der Dummheit der Eifersüchtigen, Frustrierten und der sich ewig zu kurz gekommen Wähnenden zu schlagen. Wenn man sich vor Augen führt, wie
in den Internetforen Neid, Missgunst und Hass gegenüber Immigranten, Asylbewerbern und Ungläubigen erblühen, könnte einem manchmal regelrecht schlecht werden.

Wobei es nun nicht unbedingt so ist, dass die Zahl der Brunzköpfe stetig anwüchse. Es ist aber durchaus so, dass sie mit den Foren ein ausgesprochen wirksames Mittel zur Hand haben, um ihre geistige Jauche flächendeckend zu versprühen und dergestalt andere Crétins mit der eigenen Borniertheit zu infizieren.