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Ein fataler Cocktail

Ein fataler Cocktail

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Die ägyptische Revolution droht offenbar, die Nation zu fressen. Am Dienstag warnte der Verteidigungsminister, ein leibhaftiger General, vor dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung.

Derlei tun Generäle in autoritär verfassten Staaten für gewöhnlich, wenn sie sich in ihrem Hinterkopf bereits wärmstens mit der Idee eines Putsches angefreundet haben. Dort tendieren höhere Offiziere – wenn ihnen ein grausames Schicksal einen äußeren Feind vorenthält – mitunter dazu, aktiv nach Möglichkeiten zu suchen, ihr martialisches Mütchen am hausgemachten Feind kühlen zu dürfen.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Alles neu macht die Revolution. Aber leider längst nicht immer im positiven Sinne. Die Errichtung einer neuen politischen Ordnung wurde im Laufe etlicher Umstürze notgedrungenerweise mit Strömen von Blut erkauft. Doch manchmal bedeutete die Revolution für die Menschen am Ende im Wesentlichen einfach nur die Transition vom Regen in die Traufe. Man möchte nicht unter der Knute des Zarenregimes gelebt haben, aber die Barbarei des Stalinismus war summa summarum nun wirklich keine bessere Alternative dazu.

Die Obskurantisten handeln schnell

Oft wird eine Despotie zunächst einmal durch den Abstieg ins Chaos ersetzt. Und genau dieses Schicksal könnte Ägypten drohen. An den Wahlurnen haben Millionen von Menschen, die nie die Möglichkeit, das Recht oder auch nur die Lust hatten, ihren eigenen Kopf für die Erarbeitung ihres eigenen politischen Weltbildes zu gebrauchen, den islamistischen Rattenfängern ihr Vertrauen geschenkt.

Diese wiederum werden sich schwerstens hüten, abzuwarten, bis sich das politische Bewusstsein der geknechteten Massen gefestigt hat und sie eventuell beim nächsten Wahlgang wieder schnöderweise von den Hebeln der Macht vertrieben werden.

Vielmehr versuchen sie, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und ihre Kontrolle über die staatlichen Institutionen unwiderruflich zu zementieren.

Nun ist Ägypten ein Land von rund 81 Millionen Einwohnern, in dem ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung nichts weniger wünscht, als dass am Ende die korrupte Mubarak-Diktatur durch eine ebenso korrupte und zudem noch mit Brettern vernagelte Pfaffen-Despotie ersetzt werde. Ein Teil dieser gewiss nicht unbedingt sehr homogenen Schicht ist offenbar dazu entschlossen, sich notfalls mit Gewalt gegen die Installierung eines Scharia-Regimes zu wehren.

Vor allem sind aber auch zahlreiche mafiöse Krisengewinnler, Anhänger des Ancien Régime sowie kriminelle Aktivisten aus dem Lumpenproletariat bereit, darauf zu spekulieren, dass sie aus einem totalen Zusammenbruch der jetzigen „Ordnung“ als die Topdogs hervorgehen würden.

Um das Bild zu vervollständigen, nehme man die militanten Anhänger der Moslembrüder sowie der noch obskurantistischeren Salafisten, die ohnehin keine andere Sprache als die der brachialen Gewalt kennen, und schon hat man einen fatalen Cocktail beisammen, der sich für dieses bevölkerungsreichste Land der arabischen Welt als Dynamit erweisen könnte.

Nicht nur in Israel betrachtet man diese Entwicklung zu Recht mit Schaudern. Auch den Europäern sollte diese unheimliche Entwicklung am südöstlichen Rande des Mittelmeeres alles andere als gleichgültig sein.