5.000 Euro pro Quadratmeter müssen beim Kauf einer neuwertigen Immobilie laut „Observatoire de l’habitat“ hingeblättert werden, sprich eine halbe Million für eine einigermaßen familientaugliche Wohnung. Die durchschnittlichen Verkaufspreise für Wohnungen liegen so auf dem Luxemburger Markt bei 386.800 Euro, jene für Häuser bei 632.000 Euro, die durchschnittliche Miete für eine Wohnung (obwohl die Preise leicht nachgelassen haben) beträgt über 1.200 Euro und der Mietpreis für ein Haus liegt bei durchschnittlichen 2.330 Euro.
Robert Schneider rschneider@tageblatt.lu
Besonders Berufseinsteiger und Alleinerziehende mit schwachem bis „normalem“ Einkommen haben es demnach alles andere als leicht, das Wohnen finanziell zu stemmen, wenn sie denn nicht von Eltern oder Großeltern unterstützt werden. Diesen Menschen nutzt es wenig, dass gut drei Viertel der Luxemburger Besitzer ihrer Immobilie sind.
Die Kreditinstitute achten dabei immer noch auf ausreichend Eigenkapital; was angesichts der enormen Preise ein relativer Begriff ist.
Und so wären wir bei der ersten Zeitbombe: Wem es gelingt, in den aktuellen Krisenzeiten bei niedrigen Zinssätzen das notwendige Eigenkapital zum Immobilienkauf zusammenzukratzen, und dann noch in den Ausbau des Hauses oder der Wohnung, in Möbel und Hausrat investieren muss, der darf damit rechnen, die nächsten Jahre am Rande des Existenzminimums zu leben.
Sollten die Zinsen irgendwann steigen, und sie haben die schlechte Gewohnheit, dies spätestens dann zu tun, wenn das Geld nicht mehr günstig von den Zentralbanken auf den Markt geworfen wird, dann steigen die Probleme besagter Kreditnehmer.
Teufelskreis
Zwar werden wir keine amerikanischen Verhältnisse erleben, wie sie am Ursprung der Krise standen; eine solche Immobilienblase haben wir nicht. Dennoch könnte es zu einer Art Teufelskreis kommen: Kredite können nicht mehr zurückgezahlt werden, zahlreiche Immobilien kommen so auf den Markt, die Preise sinken und bei den nächsten Wohnungsverkäufen kommen die Verkäufer nicht mehr auf die notwendigen Summen, um ihre Kredite abzuzahlen. Zurück würden weiter verschuldete Menschen bleiben, die ihr Lebensziel Eigenheim verpasst haben.
Die andere angesprochene Zeitbombe ist der ständig wachsende Unterschied zwischen den (armen) Mietern und den (reichen) Hausbesitzern. Jenen also, die Monat für Monat einen Großteil ihrer Einkünfte für ihre Mietwohnung ausgeben müssen bzw. sich hoch verschulden, und den anderen, die ihre vor Jahrzehnten noch recht günstig gekaufte Wohnung längst abbezahlt haben. Solche von niemandem bewusst verschuldete Unterschiede belasten, schüren Unzufriedenheit und führen zu Sozialneid – Gift für jede Gesellschaft.
Die Entschärfung der Wohnungsproblematik ist somit eine dringende Priorität, was die neue Regierung verstanden zu haben scheint. Nun gilt es, die beschlossenen Maßnahmen – wie etwa signifikant mehr Bauland durch ein nationales Baulückenprogramm zu erschließen, den privaten Sozialwohnungsbau zu fördern, die staatlichen Strukturen („Fonds du logement“ und „Société nationale des habitations à bon marché“) zu reformieren und sie mit dem Bau von mehr Sozialwohnungen zu beauftragen – schnell umzusetzen.
In den vergangenen Jahren wurde bereits viel, zu viel Zeit vertan.
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