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Die Welt dreht sich weiter

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Die Spaltung der Eurozone ist anscheinend abgewendet, schon bahnt sich bereits die nächste Herausforderung an.

Die nächste Herausforderung könnte genau dazu führen: der sich bereits in der Durchführung befindende weltweite wirtschaftliche Wandel, ein potenzieller Währungskrieg und die Repositionierung der großen Staatsgebilde im Spiel der Wechselkursziele.
Dass die USA die Gelddruckmaschine anwerfen, wenn es ihren Zwecken dient, ist historisch gesehen nicht neu. Momentan ist man dort von inflationären Tendenzen allerdings noch Lichtjahre entfernt. In Amerika hocken die Konzerne noch weiter auf ihren angehäuften Geldbergen, wenig wird reinvestiert. Allein die Firma Apple hat 137 Milliarden Dollar auf der hohen Kante – ein Betrag, bei dem selbst Dagobert Duck fast neidisch würde. Doch in Cupertino, dem Sitz der Firma, weiß man noch nicht so recht, was man damit anfangen soll. Das Unternehmen ist kein Einzelfall.
Dies könnte sich jedoch schnell ändern. Man steht bereits in den Startlöchern, um die nächste industrielle Revolution, dank niedrigster Energiepreise – Schiefergas und -öl lassen grüßen –, aus dem Boden zu stampfen. Gegenüber Europa sind die Energiepreise in den USA bereits jetzt um das Dreifache niedriger.
Zudem wird darauf gesetzt, dass China mindestens aus sozialen, demografischen und politischen Gründen sein Wirtschaftsmodell weiterentwickeln muss. Dieser Prozess hat bereits eingesetzt. Bislang half Chinas Geldpolitik dem Billiglohnland. Ändert sich jedoch das Wirtschaftsmodell, so muss auch die Geldpolitik sich ändern. Die chinesische Währung wird Schritt für Schritt aufgewertet werden.
Damit wird jedoch wieder etwas interessant, das eigentlich in der letzten Dekade kaum wirtschaftliche globale Wichtigkeit hatte: die Wechselkursziele. Dies war so lange nicht wichtig, wie die weltweite Arbeitsteilung klar war. Auf der einen Seite die Weltwerkbank China, auf der anderen die Hightech- und Service-Gesellschaften der entwickelten Welt.
Doch der rezente Kurswechsel in Japan in puncto Wirtschafts- und Geldpolitik – weg vom alleinstehenden Ziel der Inflationsbekämpfung – deutet bereits an, dass die Karten neu gemischt werden können. Oder anders ausgedrückt, die Wirtschaftsordnung der Welt, die in den letzten 20 Jahren Bestand hatte, erfährt eine neue Wendung. Wollen die demografisch schwachen Gegenden der Welt in Zukunft noch im industriellen Wettbewerb mitspielen, brauchen sie, sofern weder billige Energie noch massenhaft Rohstoffe vorhanden sind, zumindest einen kompetitiven Wechselkurs.
Die wirtschaftliche Neuausrichtung gelingt umso einfacher, je integrierter der jeweilige nationale oder sogar kontinentale Wirtschaftsraum ist. Das ist in Japan der Fall, das gilt natürlich auch für die „pays-continents“ USA, Brasilien, China, Indien und sogar Russland. Wobei natürlich immer die Gefahr besteht, dass die großen strukturierenden Gebilde wegen sich widersprechender Realitäten auseinanderbrechen können. Ob China tatsächlich diesen Wandel relativ unbeschadet übersteht, oder ob das Land wie schon einige Male zuvor in seiner Geschichte auseinanderfallen wird, muss erst noch bewiesen werden.

Sascha Bremer sbremer@tageblatt.lu

Old Europe

In Europa ist man jedoch längst nicht so weit. Allein anhand der Energiedebatte in Europa sieht man, wie weit wir von den anderen entfernt sind. Während wir noch alleine die Welt retten wollen, marschieren andere ungeniert weiter. Vielleicht gibt es ja tatsächlich einen europäischen Weg, der sowohl Umweltschutz als auch Nutzung der momentan nicht umsonst umstrittenen Schiefergasquellen kombinieren kann. Doch es zeigt sich, wie alt Europa bereits geworden ist, da wir uns sogar vor einer Debatte um eine bessere Nutzung verschließen. Ähnliches gilt in der aufkeimenden Wechselkursdebatte. Wenn der Norden Europas, der für einen starken Euro eintritt, mit dem geschädigten Süden, der logischerweise gerne einen schwachen Euro hätte, irgendwann mal einen gemeinsamen Nenner findet, könnte der Währungskrieg längst gelaufen sein. Und Europa damit von vorneherein zu den Verlierern zählen.