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Die Sport -Lobby

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Es wäre übertrieben, zu behaupten, der Kongress des Dachverbands des Luxemburger Sports am vergangenen Wochenende sei von Polemiken bestimmt gewesen. Fakt aber ist, dass die einheimische Sportwelt einen alles andere als vereinten Eindruck hinterlassen hat.

Umso bedauerlicher, da durchaus wichtige Themen angesprochen wurden. Allen voran durch die Sportlehrer-Vereinigung APEP, die schon seit Jahren auf der COSL-Generalversammlung die Missstände im Schulsport anprangert.

Philip Michel pmichel@tageblatt.lu

Präsident Claude Schumacher ging hart mit der Politik ins Gericht. Grundtenor: Was nützen all die Absichtserklärungen, die interministeriellen Arbeitsgruppen oder aber die schönen Initiativen wie „Lëtz move“ oder „Meter fir Meter“, wenn es weiter zu Kürzungen im Schulsport kommt? Gemeint war in erster Linie die Reform im „Technique“, der auf 12e und 13e eine wöchentliche Sportstunde zum Opfer fiel. Das könnte Signalwirkung haben, auch für die anstehende Reform des klassischen Unterrichts.

Dabei dürfte die Wichtigkeit des Schulsports einem jeden einleuchten: Die motorischen Fähigkeiten unserer Kinder sind in den vergangenen Jahrzehnten auf ein beängstigendes Niveau gefallen. Und im Erwachsenenalter sieht es nicht viel besser aus. Mehr als die Hälfte der Luxemburger Bevölkerung über 16 Jahren ist zu dick, wobei der Anteil der Fettleibigen unter den Übergewichtigen in den letzten Jahren deutlich angestiegen ist. Bei den Jugendlichen bis 24 Jahre bringt ein Viertel mehr Gewicht auf die Waage, als gesund ist.

Und aus einem dicken Kind wird in der Regel ein dicker Erwachsener. Was hohe Kosten für unser Gesundheitssystem und für den Betroffenen nicht selten physische und psychische Probleme bedeutet. Die Ursachen für die Fettleibigkeit sind ebenfalls bekannt: falsche Ernährung und Bewegungsarmut.

Sporttreiben ist die vielleicht wichtigste Voraussetzung für ein gesundes und damit besseres Leben. Die Grundlage dafür wird im Kindesalter gelegt, also auch und vor allem in der Schule. Durch die Fortschritte des letzten Jahrzehnts in der Neurowissenschaft wurde zudem der positive Einfluss sportlicher Aktivität und körperlicher Leistungsfähigkeit auf die Lernprozesse von Schülern untermauert.

Unverständlich demnach, weshalb in Luxemburg der Sport in der Schule wie eh und je stiefmütterlich behandelt wird. Das beginnt schon im Kindergarten. Zwei Sportstunden gibt es pro Woche (aus denen zudem viel zu oft Spielstunden werden). Zum Vergleich: In Deutschland sind es fünf, in Frankreich immerhin noch drei.

Sport als Mittel zum Zweck?

In Anbetracht der oben beschriebenen alarmierenden Zustände und vor allem der Zusammensetzung der „Chamber“ mutet es schon merkwürdig an, dass der Sport im Allgemeinen und der Schulsport im Speziellen in der politischen Diskussion keinen Platz haben.

Im Parlament sitzen eine frühere Sportministerin, ein Ex-COSL-Präsident, drei Sportler des Jahres, aktuelle und frühere Verbandspräsidenten in Hülle und Fülle, nicht zu reden von den vielen Klubpräsidenten. An Lobbyisten für den Sport dürfte es demnach eigentlich nicht mangeln … Oder ist das Engagement im Sport für viele unter ihnen etwa nur Mittel zum Zweck? Es scheint fast so.