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Die Saat des Terrors

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Wenn man auf Videobildern die Visagen der beiden wahrscheinlichen Boston-Attentäter betrachtet, kann man Gefühle des Ekels nur schwer vermeiden.

Hier sind zwei Kerle, die drauf und dran sind, Leben zu zerstören und Dutzende Menschen zu verstümmeln, und: sie haben ganz offensichtlich „a whale of a time“, sie amüsieren sich köstlich dabei.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Widerlichere Individuen als solche „Crapules“ kann man sich nur schwer vorstellen. Sie stehen auf einer zivilisatorisch ähnlich schwer zu unterbietenden Stufe als jene SS-Männer, die sich einst irgendwo im Westen der Sowjetunion mit einem breiten Grinsen im Gesicht anschickten, einem jüdischen Kind den Schädel mit dem Gewehrkolben zu zertrümmern. Die Visagen dieser beiden Kerle sind die Fratzen der Barbarei: Derlei Untermenschen fügen anderen unermessliches Leid zu und fühlen sich auch noch richtig gut dabei.

Doch könnte das Attentat von Boston noch andere Opfer nach sich ziehen: nämlich die unzähligen rechtschaffenen Menschen moslemischen Glaubens, welche in den USA leben.

Hass und Zwietracht

Immer dann, wenn ein islamistischer Mordbube Unschuldige abschlachtet, geraten auch jene Moslems, die sich nie jemals einen Gewaltakt zuschulden kommen lassen würden, unter Generalverdacht.

Und genau dies ist eine der schlimmsten Konsequenzen des Terrorismus: Er sät Hass und Zwietracht. Und es ist ja genau dies, was derlei Verbrecher beabsichtigen. Terroristen versuchen, die Menschheit in „uns“ und „die anderen“ aufzuteilen, in „Rechtschaffene“ und „Lebensunwerte“. Und dass unschuldige Moslems aufgrund solcher krimineller Akte diskriminiert werden, passt den Fanatikern durchaus ins Konzept.

Denn vermutlich werden sich eine Reihe junger Moslems ihrerseits aufgrund der solcherart erlittenen Zurücksetzungen radikalisieren, während jene Glaubensgenossen, die ihre Religion weiterhin friedlich und tolerant leben wollen, in den Augen der „Fous d’Allah“ ohnehin nicht die Gewähr bieten, ja sogar als Verräter am wahren, am reinen Glauben zu betrachten sind.

Sicher, angesichts solch barbarischer Verbrechen wie dem Attentat von Boston fühlen viele Menschen ohnmächtige Wut und Hass.

Doch jeder muss sich der Tatsache bewusst sein, dass er im Grunde den Terroristen zum finalen Triumph verhilft, wenn er sich von derartigen Gefühlen dazu verleiten lässt, die ganz große Mehrheit der Moslems, die es strikt ablehnen, den Weg der Gewalt zu beschreiten, wie Verbrecher zu behandeln.

Erst wenn quer durch die Gesellschaft die Toleranz dem Hass weicht, ist den fanatischen Hasskrämern der Endsieg sicher.