Für einige Beobachter ist es die Revanche der Meinungs- und Marktforschungsinstitute: Nach den Brexit- und Trump-Schlappen lagen die französischen Forscher bei den „Présidentielles“ wieder richtig. Die Kluft zwischen Umfrage und Wahlresultat war beim ersten Wahlgang sehr gering. Dies ist positiv, da Umfragen im Zusammenspiel mit wissenschaftlichen Gütekriterien am Ende zumindest eins sein sollten: glaubwürdig.
Denn ob man es wahrhaben will oder nicht, Umfragen beeinflussen das Wahlverhalten breiter Bevölkerungsschichten. Die Bürger orientieren sich an den Prognosen – sei es, um sie zu verwerfen, das eigene Wahlverhalten anzupassen oder um zumindest den Vergleich zu suchen. Genau dies ist in Frankreich passiert. Der sogenannte „vote utile“ zwang die Menschen in eine duale Logik des „für oder gegen Le Pen“.
Allerdings erklärt dies nicht die Präzision der Prognosen. Hierfür lassen sich vielmehr zwei Faktoren identifizieren, die nicht zu unterschätzen sind. Zum einen haben die Meinungsforscher auf die Schlappen ihrer Kollegen im Ausland reagiert und ihre Stichproben verändert und verfeinert. Die Lerneffekte der französischen Institute sind insofern lobenswert. Hätten auch sie danebengelegen, wäre das Vertrauen wohl komplett dahin.
Zum anderen hat die Präzision etwas mit der unterschiedlichen Natur der Wahlen zu tun. Während sich in den USA viele (noch) nicht trauten, sich öffentlich zur Business- und C-Promi-Witzfigur Trump zu bekennen, sind die Le Pens längst keine Outsider mehr: Die teilweise Banalisierung des Wahlergebnisses zeigt, dass der rechtsextreme Front national den Status einer Quasi-Volkspartei erreicht hat.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können