Es wird eine Mammutorganisation, was nicht erst seit der gestrigen (Dienstag) Pressekonferenz klar ist.
Erstmals wurden die Spiele 1985 in San Marino ausgetragen. Teilnahmeberechtigt sind alle europäischen Länder mit einer Einwohnerzahl unter einer Million. Seit der Unabhängigkeit Montenegros sind das genau neun. In Luxemburg werden rund 800 Athleten in acht Individual- und zwei Mannschaftssportarten an sechs Wettkampftagen um die Medaillen kämpfen. Medaillen, deren Wert regelmäßig in Frage gestellt wird. Von „Schoklasmedaillen“ ist dann die Rede, die bei „de Spiller vun de klenge Männer“ verteilt werden.
Sind die JPEE also nur ein überbewertetes „Mini-Olympia“, wo die richtig bekannten Topsportler wie die Rad- oder Tennisprofis aufgrund wichtigerer sportlicher Verpflichtungen eh fehlen?
Fakt ist: Die Athleten der bei den JPEE teilnehmenden Länder spielen alle vier Jahre bei der Vergabe der „richtigen“ Olympia-Medaillen in der Regel keine Rolle. Denn Ausnahmeathleten sind in Ländern, die ihre Einwohner nicht in Millionen, sondern in Hunderttausenden zählen, nun mal selten. Die JPEE bieten dem Rest alle zwei Jahre eine Startmöglichkeit bei einer Multisport-Veranstaltung mit allem, was dazugehört. Was die Spiele der kleinen Staaten für viele zum Karriere-Höhepunkt macht.
Für andere dienen sie dagegen als Talent-Schau. Wie zieht sich ein hoffnungsvoller Athlet gegen stärkere internationale Konkurrenz aus der Affäre? Wie punktgenau kann er sich auf den Saison-Höhepunkt vorbereiten? Wie geht er mit dem Druck, mit der erhöhten Aufmerksamkeit der Medien, wie mit der speziellen Atmosphäre einer Multisport-Veranstaltung um?
Wer jedenfalls bei den JPEE seine beste Leistung abrufen kann, der könnte durchaus auch einmal zu Höherem berufen sein. Viele sind durch diese Schule gegangen, ob sie nun Schleck, Kirchen, Muller, May, Fiegen oder Jungels heißen. Auch wenn diese Sportler den Weg in die Weltspitze mit ziemlicher Sicherheit auch ohne die Teilnahme an den Spielen der kleinen Staaten gefunden hätten, so sind die Erfahrungen, die Luxemburger Athleten bei den „kleinen Spielen“ machen, kaum ersetzbar.
Philip Michel pmichel@tageblatt.lu
Publikumserfolg?
Luxemburg ist im Übrigen zum zweiten Mal Austragungsort der JPEE. Die Spiele von 1995 waren aus organisatorischer Sicht ein Erfolg. Und auch das Publikum würdigte das Ereignis. Das sollte in diesem Jahr ebenfalls der Fall sein, zumal es diesmal im Vergleich zu 1995 „Spiele der kurzen Wege“ werden. Die große Anzahl der freiwilligen Helfer in Zeiten des allerorts beklagten „Bénévoles“- Mangels lässt jedenfalls auf ein recht großes Interesse der Öffentlichkeit hoffen.
Sorgen bereiten 46 Tage vor der Eröffnungsfeier im Stade Josy Barthel eher die anderen Delegationen. Aus finanziellen Gründen wird Montenegro wie gehabt mit einer Mini-Delegation antreten, während Zyperns Teilnahme aufgrund der aktuellen Situation des Landes – das sportlich größte unter den Kleinen – auf der Kippe steht.
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