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Des Billigsten Katze im Sack

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Es gibt manchmal Ereignisse, die einen schwerstens am europäischen Ausschreibungswesen zweifeln lassen. Dieses scheint in der Tat mit schönster Regelmäßigkeit Resultate zu zeitigen, die in keiner Weise den langfristigen Interessen des europäischen Bürgers und Steuerzahlers gerecht werden.

Ein spektakuläres Beispiel hierfür ist der Skandal um die „Fyra“-Züge zwischen Rotterdam und Brüssel, welche die seit mehreren Jahrzehnten verkehrenden „Benelux“-Verbindungen (die trotz der letzten Silbe absolut im Geringsten niemals etwas mit Luxemburg zu tun hatten) zwischen Amsterdam und Brüssel ersetzen sollten.

Francis Wagner fwagner@tageblatt.lu

Die Marke „Fyra“ wurde unlängst von Belgiern und Niederländern verschrottet und die weitere Abnahme des neuen Rollmaterials verweigert. Denn es hatte sich leider unwiderlegbar erwiesen, dass es die Lieferanten der Züge, die Italiener der Firma Ansaldo-Breda (eine Tochter des Industriekonzerns Finmeccanica), ganz einfach nicht können: Diese Hochgeschwindigkeitszüge waren dermaßen unterirdisch grottenschlecht, dass sie sich zu einem veritablen und alltäglichen Verkehrshindernis zwischen Belgien und den Niederlanden auswuchsen.

Was tut Ansaldo-Breda? Man schämt sich dort in Grund und Boden und gelobt, niemals mehr an einer europäischen Ausschreibung teilzunehmen? Ganz im Gegenteil: Man geht zur Gegenoffensive über und zitiert NS und SNCB, die niederländische und die belgische Staatsbahn, wegen Vertragsbruchs vor den Kadi.

Sparen am falschen Ende

Das erfordert natürlich schon einige Chuzpe. Zwar leisten Ansaldo-Breda-Züge auf der 50-Kilometer-Strecke zwischen Flughafen und Stadtzentrum der norwegischen Hauptstadt Oslo (wovon sich der Autor dieser Zeilen überzeugen konnte) gute Dienste: Die Strecke wird auftragsgemäß in 20 Minuten zurückgelegt, was auf der parallel laufenden Autobahn schon allein aus legalen Gründen unmöglich ist.

Doch die Osloer Straßenbahn musste 2012 eine Ausschreibung veröffentlichen, durch welche die Ansaldo-Trams nach nicht mal halber theoretischer Lebensdauer ersetzt werden sollen. Dies ganz einfach, weil das italienische Zeug, u.a. unter Einfluss der salzhaltigen Meeresluft, auf das Generöseste zu rosten begann. Aber vor allem, weil es auch darüber hinaus eine extrem peinliche Pannenanfälligkeit aufwies. Ähnlich erging es den Ansaldo-Fahrzeugen der schwedischen Stadt Göteborg.

Weil auch in Luxemburg demnächst eine wichtige Entscheidung für die Beschaffung von neuen Trams ansteht, sollten die hiesigen Verantwortlichen daher die sattsam bekannte Weisheit berücksichtigen, dass das vordergründig und kurzsichtig Billigste auf die 40-jährige Lebensdauer einer Tram berechnet längst nicht immer automatisch das langfristig Preiswerteste ist.

Früher kauften Staatsbahnen und der städtische öffentliche Verkehr Material, das seine Tauglichkeit in langwierigen Erprobungen bewiesen hatte. Heute kauft man nur allzu oft – weil es die neoliberale Ideologie nun mal so will – des billigsten Bieters Katze im Sack. Und der Dumme dabei ist allemal der Steuerzahler.